Die große Frage zur Orientierung für alle:
Poppele-Motto: "Wo goht's lang?"
Singen. Bumsvoll war die Singener Gems zum traditionellen Martini der Poppelezunft am Samstag und die Narren blickten schon voller Vorfreude auf die kurze Fastnacht, die bereits am Valentinstag wieder Geschichte sein wird. Davor soll aber noch Geschichte geschrieben werden, zum Beispiel mit dem bevorstehenden Spatenstich zur "Scheffelhalle 2.0", gab Zunftmeister Stephan Glunk zu verstehen. Der ließ die hier zusammengeströmten Freunde der Singener Fasnet traditionell bis zum Schluss warten, bis er mit dem Motto für die Fastnacht herausrückte: "Wo goht's lang" war schon für das Publikum dieses Vormittags ein Volltreffer. Das sei gerade eine der häufigsten Fragen, nicht nur was die Baustellen in der Stadt betrifft. Auch an die Politik könne man sie stellen und selbst wo das alles mit der künstlichen Intelligenz einmal "lang" geht, erklärten dann der Zunftmeister und die Narrenmutter Ekke Halmer in blumigen Versen.
Dass in Singen die Fasnet aus der topaktuellen Nachrichtenlage heraus gemacht wird, stellte Zunftmeister Stephan Glunk sogleich unter Beweis. Denn erst zwei Tage zuvor war er bei der "Abendgesellschaft" von Singen aktiv gewesen, wo die Top-Referentin Prof. Dr. Maren Urner den Menschen der Gegenwart eine "erlernte Hilflosigkeit" attestierte. Der Grund liege in ihren noch in der Steinzeit verhafteten Hirnen, in denen das Negative schwerer wiege als positive Erfahrungen. Glunk meinte dazu, dass eine solche Martinisitzung sicher dazu beitragen würde, positiv gestimmt den Saal zu verlassen. Abgesehen davon hätten das die Poppele schon immer gewusst, was das Motto zum 100. Geburtstag der Stadt in 1999 beweise: "100 Jahre Stadt – oh Jubel! Mir sind no die gliiche Dubel!" Das war übrigens das längste Motto aller Zeiten gewesen.
Die muntere Versammlung, wurde auch dazu genutzt, dem im Sommer abgedankten Zunftkanzler Ali Knoblauch noch einmal einen dicken Dank auszusprechen für seinen Job seit 2013 an dieser Position. Knoblauch ließ es sich aber nicht nehmen, seinen seit 2008 zelebrierten Jahresrückblick noch einmal selbst in die Hand zu nehmen. Damit weiß der aus seiner Gruft entstiegene Burggeist Popolius, was seit seinem Verschwinden am Aschermittwoch so alles hier passiert ist und wofür es der lokalen Politik nun den Spiegel vorzuhalten gelte. Und der Burggeist nahm das Motto gleich schon mal vorweg, als der aus der Gruft kam und im Dunklen stand.
Knoblauch selbst hatte da so manche Richtungsfragen. Nicht nur wegen der Baustelle an der Hohenkrähenstraße und den Irrwegen auf den Umleitungen. Auch das Tempo 30 in der Stadt erkennt er nur als Flickenteppich, mal da, mal dort, auf manchen Straßen nach seinem Augenschein sogar nur in einer Fahrtrichtung. Da brüllte der Saal. Die Gegenstimmen bei der Wiederwahl von Bürgermeisterin Seifried, die viele überraschten, wertete Knoblauch als "Feigheit vor dem Feind". Und dann der Nordstadtmarkt, der in vier Jahren gebaut werden soll, nach fast einem Jahrzehnt Diskussionen und Planungen. "In China wurde in dieser Zeit der weltgrößte Flughafen gebaut", so Knoblauch. Befriedigt stellte Knoblauch fest, dass immerhin beim Hohentwielfest die Einwürfe der Narren richtungsweisend waren und das Burgfest wieder auf die Burg zurückgekehrt war. Der Finger des Marktwieb auf dem Herz-Jesu-Platz durfte im Poppele-Rückblick keineswegs fehlen: Die Korrektur wegen Unfallgefahr würde wirken, als hätte das "Wieb" die Gicht bekommen. Das größte Lob der Rede erntete Stadträtin Kristen Brößke, die es geschafft hatte, dass der Poppele über die Fußgängerampeln nun das ganze Jahr in der Stadt präsent sei.
Auch die Personalien durften in der Sitzung nicht fehlen. Holger Altevogt und Ali Knoblauch wurden zu Ehrenräten ernannt, Dennis Bauer ist der neue Marktmeister, Bernfried Haungs rückt für die kürzlich verstorbene Gabi Waibel in den Rat der Zunft nach.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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