Abschied aus dem Gemeinderat
Peter Hänssler mit dem Ehrenring der Stadt Singen ausgezeichnet
Singen. Es fühlte sich an, wie das Ende einer Ära: Nach mehr als 42 Jahren ist Peter Hänssler feierlich aus dem Gemeinderat verabschiedet und mit dem Ehrenring der Stadt Singen ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Bernd Häusler fasste in seiner Ansprache zusammen, was an diesem Abend im MAC sicher viele dachten: "Zeit, ihm Dankeschön zu sagen."
Ein beliebter Kollege, ein bekennender Singener, ein Mensch, der als Stadtrat, Inhaber seines Brillengeschäfts und Fahrradfahrer in der Innenstadt bekannt sei, beschrieb ihn der OB. Ein bekennender Liberaler und Pragmatist mit einem großen Herzen, der immer bereit gewesen sei, zu helfen. "Immer, wenn es irgendwo Lücken gab, konnten wir Peter anrufen", lobte OB Häusler. "Du hast diese Ehrung wahrlich verdient."
Auch Kirsten Brößke betonte den "unfassbar langen Zeitraum", in dem Peter Hänssler die Geschicke der Stadt Singen mitgelenkt hat. 2009 - so erinnerte sich die heutige FDP-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat - kam sie frisch in den Gemeinderat und habe nicht viel von den Gepflogenheiten im Gremium gewusst. "Da tut es gut, wenn einer einen an die Hand nimmt." Peter Hänssler sei "ein Mensch, der nicht eifersüchtig auf seinem Erfahrungsschatz saß", sondern bis heute mit Rat und Tat zur Seite stehe.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Walafried Schrott, ein langer Wegbegleiter Hänssler's im Gemeinderat, erinnerte an die Zeit, als beide zur "Chaostruppe" - einer parteiübergreifenden Gruppe - gehörten und im Gremium oftmals gegen den Strom schwammen. Etwa beim Projekt Stadthalle, bei dem "sieben Zwerge dagegen waren" und das dann bei einem Bürgerentscheid scheiterte.
Oder die "Bananenentscheidung": Einem Anliegen der Schülerschaft des Hegau-Gymnasiums, auf dem Schulhof, der als Parkplatz genutzt wurde, eine Grünfläche in Bananenform einzurichten. Die Chaoten unterstützten das Vorhaben und konnten sich schließlich mit knapper Mehrheit durchsetzen. Als "Liberaler mit Herz", der immer bereit sei, großzügig zu helfen, habe sich Peter Hänssler die Freundschaft und den Respekt über alle Parteigrenzen und Bevölkerungsschichten hinweg verdient.
Dem Mann des Abends fiel der Abschied sichtlich schwer. Eigentlich habe er bis 2024 bleiben wollen, aber "ein Schlägle und ein Herzinfarkt" hätten ihn dazu gezwungen, "Adieu zu sagen", sagte Peter Hänssler. "Um ein Gemeinderatsmandat auszufüllen, fehlt mir die Kraft." Er zeigte sich jedoch überzeugt, dass sein Nachfolger - Johannes Danassis - das Mandat "in meinem Sinne weiterführen" würde. Er selbst werde sich nun mehr Zeit für seine Liebsten nehmen.
Zum Abschluss, bevor er mit stehendem Applaus verabschiedet wurde, zeigte der scheidende Gemeinderat, dass er seinen Humor nicht verloren hat. "Den Ehrenring meiner Stadt zu bekommen, bedeutet mir sehr viel", sagte er noch ernst, bevor er hinzufügte: "Zum Glück ist er ein Ring geworden, und nicht ein Nachruf."
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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