Volkstrauertag in Singen mit klaren Ansagen gefeiert
Ort der Entrechteten geschaffen

Volkstrauertag Waldfriedhof | Foto: Singens OB Bernd Häusler mit Wilhels Waibel bei der Widmung der "Russengräber" zum "Ort der Entrechteten" auf dem Singener Waldfriedhof im Rahmen des Volkstrauertags. swb-Bild: of
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  • Foto: Singens OB Bernd Häusler mit Wilhels Waibel bei der Widmung der "Russengräber" zum "Ort der Entrechteten" auf dem Singener Waldfriedhof im Rahmen des Volkstrauertags. swb-Bild: of
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Singen. Im Rahmen der traditionellen Kranzniederlegungen zum Volkstrauertag wurden die "Russengräber" auf dem Waldfriedhof in Singen zum "Ort der Entrechteten" erklärt. Wilhelm Waibel, der sich schon seit vielen Jahren um das Schicksal der Zwangsarbeiter unter dem Hohentwiel kümmert, und der dafür auch schon zum Ehrenbürger ernannt wurde, hatte die Initiative dazu ergriffen und zwei Stelen dafür gespendet, die mit Stacheldraht verknüpft sind. Zusätzlich wurden die Holzkreuze in dem abgelegenen Gräberfeld erneuert. Eine Infotafel klärt auch darüber auf, dass hier längst nicht nur Zwangsarbeiter liegen, die größtenteils aus der Ukraine hier in die Industriestadt Singen verschleppt wurden, ihre letzte Ruhe auf einer ehemaligen Abraumhalde des Friedhofs fanden, sondern dass dort auch desertierte Soldaten begraben wurden. Deshalb auch die zwei Stelen. Die verstorbenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen habe man noch weiter hinten verscharrt. Damit solle das Gedenken dieser Toten einen anderen Namen bekommen. Die "Russengräber" seien doch eher gemieden worden.

Eingangs der Veranstaltung, an der rund 50 Personen als Gäste teilnahmen, erinnerte OB Bernd Häusler an die Überschreitung deutscher Truppen über die Demarkationsgrenze im damals geteilten Polen vor 80 Jahren im Juni 1941. Diese Kriegsführung habe auch im bereits seit zwei Jahren tobenden Weltkrieg alles in den Schatten gestellt. Der Gegner sollte vernichtet, versklavt oder vertrieben werden. Auch hinter der Front hätten deutsche Einsatzgruppen bisher beispielslose Massenmorde vollzogen. Polen habe dadurch 17 Prozent, die damalige UdSSR rund 14 Prozent seiner Einwohner verloren. » Wir müssen gegen das Vergessen antreten«, so Häusler in seiner Ansprache.

Die diesjährige Schülerrede zum Volkstrauertag hielt Arve Gruber vom Friedrich-Wöhler-Gymnasium. Er hatte sich drei Quellen dafür ausgesucht. Das "Kriegsrquiem« von Benjamin Britten, der als Soldat freiwillig in den ersten Weltkrieg gezogen war, und der dort den Widerspruch zwischen Patriotismus und den Erfahrungen des Grauens in Töne und Gedichte fasste. Das Wandbild "Krieg und Frieden« von Otto Dix eröffnet für ihn die Möglichkeit zu einer besseren Welt in Frieden. Die Schilderungen des italienischem Chemikers Primo Levi, der 11 Monate im Vernitzungslager Ausschwitz überlebte und dort erlebte, zu was Menschen fähig sind, im Guten wie im Schlechten. »Die Würde unserer Mitmenschen zu achten, ist Aufgabe unserer jungen Generation«, so Arve Gruber in seiner Rede, die vom Orchester des Hegau-Gymansium in kleiner Besetzung - mit getragenen Masken - begleitet wurde.

Bei der Kranzniederlegung am Mahnmahl der Verfolgten des Nazi-Regimes erinnerten Kornelia mayer und Roland Didra vom VVN Konstanz an die vielen Kinder, die damals bei den Säuberungsaktionen gegen die jüdische Bevölkerung mit verschleppt wurden und daran, dass in den aktuellen Flüchtlingslagern - gerade auch gegen die Kinder - permanent Menschenrecht gebrochen werde.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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