Für das Gasthaus Sternen in Bohlingen ist der zweite Lockdown die Premiere - es wurde erst vor fünf Monaten wiedereröffnet
Optimismus trotz »Vollkatastrophe«

Federica Fele-Schartner | Foto: Federica Fele-Schartner bleibt trotz des neuen Lockdowns optimistisch. swb-Bild: pr
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Singen-Bohlingen. Anfang Juni eröffnete Federica Fele-Schartner das Gasthaus Sternen in Bohlingen. Der erste Lockdown war zu diesem Zeitpunkt bereits vorbei. Diesmal ist allerdings auch der Sternen von den Schließungen betroffen. »Es war ja in den letzten Wochen schon absehbar, dass so etwas auf uns zukommt, deshalb haben wir vorsorglich schon die Bestellungen zurückgefahren«, berichtet die junge Gastronomin im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Dabei strahlt sie trotz der schwierigen Situation ungebremsten Optimismus aus. »Ich habe schon immer gesagt, dass wir im Sternen ein To-go-Angebot aufstellen, wenn es in einen zweiten Lockdown gehen sollte. Dabei werden wir zwar sicher weniger Essen verkaufen als wenn wir normal geöffnet hätten, aber wir sind zumindest präsent, und es ist auch für unser Gefühl wichtig, etwas zu tun zu haben und nicht zuhause herumsitzen zu müssen«, so Fele-Schartner. Trotz allem wird wohl ein Teil des Teams, das inklusive Aushilfen aus 16 Personen besteht, in Kurzarbeit gehen müssen.

Hoffnung auf Soforthilfen

Neben dem To-go-Geschäft liegen nun die Hoffnungen vieler Gastronominnen und Gastronomen auf den versprochenen Soforthilfen des Staates. So sollen bis zu 75 Prozent der Umsätze des letzten Novembers als Soforthilfe an die betroffenen Unternehmen ausgezahlt werden. Federica Fele-Schartner hat sich über die Möglichkeiten bereits informiert. Da es ihr Gasthaus Sternen im letzten November noch gar nicht gab, werden für sie bei der Berechnung der Hilfen die Umsätze aus dem diesjährigen Oktober herangezogen. »Was die finanziellen Hilfen angeht, arbeite ich sehr eng mit meiner Steuerberaterin zusammen, die mich schon beim ersten Lockdown sehr gut betreut hat. Deshalb sind wir gut vorbereitet«, erklärt Fele-Schartner. Auch die Verpächter seien sehr hilfsbereit und entgegenkommend, was die Pacht anbelangt. »Wirtschaftlich ist das Ganze natürlich trotzdem eine Vollkatastrophe«, fügt sie hinzu.

Den ersten Lockdown hat Fele-Schartner noch mit ihrem letzten Unternehmen »Fine-Food Events« in Radolfzell durchgemacht. Dieses ist allerdings am Ende der Pandemie zum Opfer gefallen.
Eigentlich hätte es parallel zum Sternen weiterlaufen sollen, doch die schlechten Aussichten, was Catering anbelangt, haben Fele-Schartner veranlasst, dieses Geschäft aufzugeben und sich auf den Sternen zu konzentrieren.

Die Zeit nutzen

Die kommenden vier Wochen will das Sternen-Team nutzen, um eine Theke mit Bierzapfanlage einzubauen. Diese fehlt bisher nämlich noch in der Gaststätte und hätte ansonsten im laufenden Betrieb eingebaut werden müssen. Nun hofft das Team auf gute Unterstützung durch die Stammgäste, die dem Gasthaus in den letzten fünf Monaten schon die Treue gehalten haben, damit das To-go- Angebot ein Erfolg wird.

Gastro-Verband verärgert über Lockdown

»Das Unverständnis der Branche ist groß. Frustration, Wut, Sorge und Existenzängste sind die Reaktionen auf die Regelungen«, berichtet Ines Kleiner, die Geschäftsführerin des DEHOGA Konstanz. »Wir sprechen hier nicht von einem ›Lockdown light‹, sondern von einem erneuten Lockdown für diese Branche«, so Kleiner.
An der Einschätzung, dass der Lockdown unverhältnismäßig ist, halte der Verband weiterhin fest. Gastronomie und Hotellerie seien nachweislich keine Pandemie-Treiber. Eine Schließung der Betriebe lasse sich aus der Sicht des Verbandes mit dem Infektionsgeschehen im Gastgewerbe nicht begründen.

»Die Auswirkungen der Maßnahmen auf Betriebe und Beschäftigte sind allerdings dramatisch. Tausende Betriebe im Land sind dadurch in ihrer Existenz bedroht Mitarbeiter erneut in der Kurzarbeit. Es ist zudem nicht vorhersehbar, was in den folgenden Monaten seitens der Regierung geplant wird. Im Ergebnis fehlt den Betrieben eine Perspektive. Die Betriebe benötigen Planungssicherheit und wirtschaftliche Unterstützung, auch nach der Wiedereröffnung«, betont Kleiner. Die Betriebe haben hohe Investitionen getätigt, um die

Hygienekonzepte entsprechend umsetzen zu können. Mit Hinblick auf die kältere Jahreszeit wurden weitere Investitionen vorgenommen, um die eingeschränkten Plätze im Innenbereich im Außenbereich erhöhen zu können. Einige Betriebe haben sogar in spezielle Filteranlagen für den Gastraum investiert. Vielerorts beginnt nun auch das erneute Bangen um Arbeitsplätze im Gastgewerbe. Im Landkreis Konstanz gab es im Jahr 2019 insgesamt 5.822 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 5.362 geringfügig Beschäftigte in dieser Branche.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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