Volkstrauertag macht langen Arm des Kriegs deutlich
Opfer der Festung Europa

Foto: Malte Ebner sprach die diesjährige Rede zum Volkstrauertag in Singen. swb-Bild: of
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Singen(of). »Gedenktage wie diese sollten nie aus der Mode kommen«, machte Singens OB Bernd Häusler bei der Begrüßung zu diesjährigen Volkstrauertag auf dem Singener Waldfriedhof deutlich. Er sieht aktuell die Demokratie in einer Schwächephase, was ihm die Konflikte rund um Europa zeigen.

Wie lange es braucht, um noch den letzten Krieg aufzuarbeiten, zeigte eine Nachricht, die Wilhelm Waibel vom Kobeljaki-Komitee noch am Samstag zukommen ließ. Ein Friedrich Seggebruck bedankte sich darin für die Hilfe bei der Suche nach den Gebeinen seines - wie sich nun herausstellte - in Kobeljaki gefallenen Vaters. Erst jetzt, fast 70 Jahre nach Kriegsende konnten 77 dort bestattete Soldaten an der Mauer der Klinik entdeckt werden und der Sohn erhielt nun erst mal die mit bestattete Erkennungsmarke.
OB Häusler gedachte besonders Gerda Schmid, die als Vertreterin der Kriegsgräberfürsorge stets an der Gedenkfeier dabei war. Sie war im Frühjahr verstorben.
Malte Ebner vom Friedrich-Wöhler-Gymnasium hielt in der vom Orchester des Hegau-Gymnasium musikalisch umrahmen Gedenkstunde die eigentliche Rede für den Volkstrauertag. Es gelte nicht nur der Millionen von gefallenen Soldaten beider Weltkriege zu gedenken, sondern auch der vielen zivilen Opfer, die Teil eines »totalen Kriegs« waren. »Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorn«, von stand über seiner Rede. Ebner sieht das aktuelle Europa trotz Friedensnobelpreis für seine Verdienste um die Versöhnung zwischen den Völkern durchaus kritisch. Weil es als Bollwerk gegen die Flüchlinge aus dem Mittelmeer neue Opfer verursacht.

»Auch wenn es nicht unbedingt ein Recht auf ein Leben in Europa gebe, ein Recht auf festen Boden müsse für die geben, die übers Meer in Richtung Lampedusa kämen. »Wer sie nicht rettet ist ein Unmensch, wer sie rettet ein Straftäter«, zeigte er die Herausforderung der Gegenwart auf.
Am Gedenkstein der Opfer des Nationalsozialismus übte Peter Mannherz aus Moos deutliche Kritik an der Art, wie die Bundesrepublik mit der Verantwortung ihrer Vergangenheit umgehe. Inzwischen sei Deutschland sogar schon die Nummer 3 der Waffen-Exporteure. Er forderte einen Schlussstrich unter die Auslandseinsätze der Bundeswehr, denn das widerspreche der Verfassung die nur die Landesverteidigung vorgesehen habe.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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