Familienunternehmen
Ohne euch wäre vieles öde
Was einem wichtig ist, erkennt man erst oft dann, wenn es einem weggenommen wird oder es plötzlich fehlt. Das kann bei Freundschaften so sein, bei Liebschaften, oder, wenn wir nicht gut aufpassen, geht es uns vielleicht irgendwann mit der Demokratie so.
Aber um die soll es jetzt zumindest nicht direkt gehen. Es geht um Familienunternehmen. Ab dieser heutigen Wochenblattausgabe für viele Wochen. Familienunternehmen? Genau. 91 Prozent der Unternehmen in Deutschland, davon geht die Stiftung Familienunternehmen aus, sind hierzulande Familienunternehmen. In Zahlen: Fast drei Millionen.
Und wir haben uns Ende letzten Jahres hier im Wochenblatt die Frage gestellt, was wohl wäre, wenn es die nicht gäbe. Wie die Region ohne diese Familienunternehmen aussehen würde. Was fehlen würde. Vielleicht auch deshalb, weil zum Beispiel im Einzelhandel gerade einige Familienunternehmen aufgeben müssen. Wir haben uns und andere gefragt, warum die Familienunternehmen so wenig wahrgenommen werden, dafür keine sinnvolle Antwort gefunden und kurzerhand beschlossen, dass wir das jetzt ändern werden, zumindest in dieser Region.
Startschuss heute
Und so ist diese Ausgabe der Startschuss für die größte Kampagne, die wir vom Wochenblatt je gestartet haben. Eine Kampagne für die unternehmerische Vielfalt, für spannende Arbeitsplätze vor Ort, für Kraft für Städte und Gemeinden, die ohne Familienunternehmen nicht nur viel weniger Steuereinnahmen hätten, sondern auch viel weniger helfende Köpfe und Hände. Der Großteil (über 98 Prozent) der Familienunternehmen in Deutschland hat bis zu 50 Mitarbeitende, Mittelstand also, laut wirklicher Definition sogar: Kleinunternehmen. Oft mit Familienmitgliedern, die direkt im Unternehmen arbeiten und oft natürlich an der Unternehmensspitze.
Hinter die Kulissen schauen
Familienunternehmen bilden den Großteil der Berufstätigen im Land aus, Familienunternehmen sind der Bäcker um die Ecke, der Handwerksbetrieb, der Hidden Champion, der manchmal in einer wichtigen Nische sogar Weltmarktführer ist. Und wir haben mit vielen von Ihnen gesprochen, nicht oberflächlich, sondern in der Tiefe. Über Ihre Produkte, Ihre Ideen, Ihre Umsetzungsstärke, Ihre Einzigartigkeit, Ihre Rolle als Arbeitgeber und über Ihre Mitarbeitenden, die oft Außergewöhnliches leisten. Dabei sind wir noch lange nicht fertig mit dieser unglaublich spannenden Reise durch die Unternehmen, an der wir Sie, liebe Leserinnen und Leser teilhaben lassen werden in den nächsten Monaten. Wir, das ist Ihr Wochenblattteam und Autorinnen und Autoren aus der Region, die sich mit dem Thema Wirtschaft und unserem Thema besonders gut identifizieren können und sich auch gut auskennen.
Weil wir glauben, dass sich angesichts der Brüche in der Welt eine Region mit den Familienunternehmen identifizieren sollte. Sie stehen schließlich auch für die Unverwechselbarkeit dieser Region (neben unserer wundervollen Landschaft natürlich und dem Kultur und Sportleben). Und ja: Familienunternehmen engagieren sich nicht nur, sie sind auch ein bisschen unbequem. Weil sie gerne ein bisschen unabhängig sind, gerne eigene Wege gehen, sich gerne engagieren, aber eben oft mit einem gewissen Eigensinn. Aber das genau braucht ein Land, wenn es gerne durch die Welt posaunt, dass es innovativ ist. Aus stiller und duldsamer Angepasstheit und immer mehr Regeln entsteht keine Innovationskraft.
Gleichzeitig und das ist das Traurige, ist die Standortattraktivität von Deutschland für Familienunternehmen übrigens nicht gerade hoch: Schweiz, Österreich, USA, Dänemark, Tschechien, Polen, Finnland, selbst Portugal und viele andere sind weitaus attraktivere Standorte für Familienunternehmen (Quelle zum Nachlesen: Stiftung Familienunternehmen). Deshalb haben wir auch mit den Unternehmen über ihre Probleme gesprochen und werden die Fragen, die daraus resultieren, den politischen Vertreterinnen und Vertretern stellen, weil wir unsere Rolle als kostenlose Zeitung vor Ort auch so verstehen, dass wir für Dialog sorgen, der die Region weiterbringt. Konstruktiv, aber deutlich.
Und jetzt? Lesen Sie zum Start auf Seite 13, wie ein modeverrücktes Ehepaar und gerade ihre Gegensätze ein außergewöhnliches Modehaus in Singen in zweiter Generation prägt … viel Vergnügen.
Anatol Hennig
hennig@wochenblatt.net
Autor:Anatol Hennig aus Singen |
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