Naturverjüngung im Friedinger Wald
"Normale forstwirtschaftliche Maßnahmen"
Singen/Friedingen. Nachdem ein Leser auf Fällungsarbeiten im Wald bei Friedingen hingewiesen hatte, erfragte die Redaktion des WOCHENBLATTs weitere Informationen dazu bei der Stadt Singen. Direkt vor Ort erläuterte auch Förster Julian Filipp die Arbeiten in dem Gebiet.
Neben dem Fällen von Bäumen mit Käferbefall oder zur Erhaltung der Verkehrssicherheit entlang der Wege, wurden dort vor allem „Verjüngungen“ vorgenommen. Hierbei werden einzelne – auch ältere – Bäume gefällt, um forstwirtschaftlich bedeutenderen und jungen Bäumen Platz zu verschaffen. Ganz ähnlich geschehe dies laut dem Singener Förster auch in von Menschen unberührten Gebieten durch die Natur. Außerdem unterstreicht er, dass der Wald selbst „höchst dynamisch“ sei und selbst größere Eingriffe dieser Art nach ein paar Monaten oder wenigen Jahren kaum mehr sichtbar seien: „Die bei der Verjüngung freigemachten Bäume wachsen mehr, schließen die Lücken in den Kronen und speichern so wiederum auch mehr CO₂.“ Die Arbeit des Försters basiere dabei auf dem Forsteinrichtungswerk, in dem Maßnahmen für einen Zeitraum von zehn Jahren festgelegt werden.
Pflanzungen sind laut Förster Filipp trotz der Dynamik des Waldes teils notwendig, um in den Singener Mischwäldern für die Zukunft möglichst breit aufgestellt zu sein. Dabei betont er wiederholt die Unsicherheiten durch den Klimawandel, der mitunter komplette Baumarten schädigen kann, wie es aktuell beim Eschensterben geschieht.
Gefragter Rohstoff
Dass auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen, spricht Julian Filipp offen an: Bei den Durchforstungen würden gezielt die „schönen“ Bäume belassen, also solche, die beispielsweise sehr gerade und hoch gewachsen sind. Dadurch werde aus eigenem Bestand Holz gewonnen, das gerade als nachhaltiger Baustoff, so auch Stefan Mohr, Pressesprecher der Stadt Singen, eine hohe Nachfrage erfährt. Lediglich der dann noch verbleibende Rest werde als Brennmaterial verkauft, wo der Förster ebenfalls von einem gestiegenen Bedarf in Singen berichtet.
Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler äußerte sich in der Ausschuss-Sitzung für Stadtplanung, Bauen und Umwelt am vergangenen Mittwoch zu den Forstarbeiten, als Reaktion auf den Leserbrief. Er habe sich selbst vor Ort ein Bild gemacht, es handle sich um „normale forstwirtschaftliche Maßnahmen“. Zwar sei der Boden an ein paar Stellen geschädigt, doch werde dieser, falls notwendig, im Anschluss wieder geebnet. Es sei nicht möglich, jede Maßnahme öffentlich zu begleiten, zudem bat der Oberbürgermeister um Vertrauen in die Arbeit der Stadt. Insbesondere bei der Forstwirtschaft werde oftmals mehrere Jahrzehnte vorausgeblickt und eine öffentliche Begleitung jeder Maßnahme sei nicht möglich.
Der erwähnte Leserbrief ist hier zu finden:
Weitere Beschlüsse aus dem Singener Ausschuss "Stadtplanung, Bauen und Umwelt":
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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