Mussie Araya füllt eine Arbeitsmarkt-Lücke
Neuer Job in der neuen Heimat

in der Werkstatt der Schuhmanufaktur | Foto: Klaus Schramm, Leiter der Arbeitsagentur Singen, Thomas Ehrle vom gleichnamigen „Haus der Fußgesundheit“, Mussie Araya, Michael Dietrich und Magdalena Kern von der Arbeitsagentur in der Werkstatt der Schuhmanufaktur. swb-Bild: of
  • in der Werkstatt der Schuhmanufaktur
  • Foto: Klaus Schramm, Leiter der Arbeitsagentur Singen, Thomas Ehrle vom gleichnamigen „Haus der Fußgesundheit“, Mussie Araya, Michael Dietrich und Magdalena Kern von der Arbeitsagentur in der Werkstatt der Schuhmanufaktur. swb-Bild: of
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Singen (of). Mussie Araya (35) aus Eritrea hat einen langen Weg hinter sich. In seinem Heimatland wurde er als Christ bereits verfolgt und musste die Flucht antreten um sein Leben zu schützen. Doch er landete im Südsudan, wo kurz darauf der Krieg wieder aufflammte. Also weiter auf der Flucht – durch die Sahara, mit einem jener berüchtigten Boote übers Mittelmeer nach Sizilien, dann für drei Monate in die Schweiz bis er über das Aufnahmelager Meßstetten schließlich nach Singen kam, durch diverse Unterkünfte einschließlich der Wohnungen beim ehemaligen Conti geschleust wurde.

Der junge Mann, der sich emsig daran machte, die Deutsch- und Integrationskurse hier zu besuchen blieb angesichts seines Ehrgeizes nicht lange unentdeckt. Nicht nur Klaus Schramm von der Agentur für Arbeit sieht in ihm ein gutes Beispiel schnell vollzogener Integration in den Arbeitsmarkt, auch sein Arbeitgeber Thomas Erle, wo er nun als angelernte Hilfskraft ein Lücke im Arbeitsmarkt in der Orthopädischen Schuhmanufaktur schließen kann. Die Hilfe der Arbeitsagentur brauchte er dabei erst mal nicht, um diesen Job zu bekommen, unterstreicht Michael Dietrich als Ausbilder bei Ehrle im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Die Kontakte wurden auf dem „kleinen Dienstweg“ hergestellt, sprich über die freie evangelische Gemeinde in Singens Süden, die Mussie Araya regelmäßig besucht. Der dortige Pfarrer Uwe Mackfeld stellte ganz einfach den Kontakt zu Michael Dietrich als Gemeindemitglied her, und da hat offensichtlich und sinnbildlich ein Fuß genau den richtigen Schuh gefunden, in den er genau reinpasst.

Dem jungen Mann, der in Singen inzwischen in seiner Wohnung wohnen kann, der hier auch seine künftige Frau gefunden hat, die ebenfalls als Flüchtling in den Hegau kam, macht sein neuer Job mächtig Spaß – nämlich weil er hier mit seinen Händen arbeiten kann, mit diesen Händen Dinge handwerklich zusammenfügt, die ja immer auch ein kleines Kunstwerk sind. Inhaber Thomas Ehrle sieht seinen Mitarbeiter auch als glückliche Fügung. Der Handwerksberuf des Orthopädischen Schuhtechnikers hat es als „Exot“ sehr schwer Nachwuchs zu finden, wie viele andere Handwerksberufe auch. „Auf der anderen Seite wächst der Markt schon alleine durch die demografische Entwicklung immer stärker an, so dass wir dringend neue Arbeitskräfte benötigen“, unterstreicht er im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Ein Beruf mit sicherer Zukunft also – für Mussie Araya, der innerhalb weniger Wochen sich recht gute Deutschkenntnisse angeeignet hat – eine klare Perspektive.

Die Arbeitsagentur kommt schließlich bei der Förderung ins Spiel. „Eine Ausbildung hätte hier keine Lebensgrundlage in der Vergütung geben können“, macht Klaus Schramm klar. Deshalb wurde die Brücke mit einer Anstellung als Hilfskraft gebaut, die dann die Möglichkeit einer Umschulung eben in den Beruf des Orthopädischen Schuhmechanikers bietet – mit Zuschüssen der Arbeitsagentur. Das ist für alle die beste Lösung zeigt sich Schramm zufrieden, dem die Förderung dieses Mannes spürbar am Herzen liegt. Für ihn ist es ein Beispiel, wie Integration ein Gewinn für alle sein kann.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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