Starker Andrang in Singen und in Schaffhausen am Samstagabend
Museumsnacht bringt Menschen in Bewegung
Singen (uj/of). Zahlreiche Ausstellungen, Aktionen und Musikalische Vorträge gab es bei der Museumsnacht im Singener Rathaus zu bestaunen und so war es kein Wunder, dass es zum Publikumsmagneten dieser 19. Auflage des grenzüberschreitenden Events wurde.
Großen Zuspruch fand die Ausstellung der Arbeiterwohlfahrt, die von Gabriele Mahl eröffnet wurde. Als Mitarbeiterin des AWO-Frauen- und Kinderschutzhauses in Konstanz war ihr diese Ausstellung unter dem Motto »Wenn ich groß bin, schlage ich zurück« eine Herzensangelegenheit. »Den Kindern eine Stimme geben«, forderte sie bei ihrer Eröffnungsrede und erzählte von den Kindern, die einmal in der Woche in das »Atelier« dürfen, um dort so zu spielen und zu basteln, dass sie ihre Erfahrung in häuslicher Gewalt ausdrücken können. Besucher erlebten eine Ausstellung, die sicherlich nachdenklich über uns und unsere Gesellschaft machte.
Die Scheffelhalle tauchte im Inneren tief in den Schatten, schwarz gekleidete junge Musiker zwischen 13 und 21 Jahren des Landesjugendensembles »Neue Musik Baden-Württemberg« traten in die Hallenmitte und entführten die Anwesenden in eine fremde, neuartige geräuschvolle Welt, welche die Künstler extra für die Scheffelhalle geschaffen hatten. Von einer Weltpremiere hatte Oberbürgermeister zuvor bei seiner Begrüßungsrede gesprochen. Die Anwesenden erlebten ein wahres Wechselbad und Feuerwerk an unterschiedlichen Klängen. Gerade noch erinnerte das Klopfen an das Ticken der Zeit, die schnell oder langsam ticken konnte, dann tauchte die Klangwelt in Tropenwaldgeräusche ab. Das nachdenkliche Stück »Loa« von Maximiliano Soto Mayorga wurde von Projektleiterin Viktoriia Vetrenko mit sichtlichem Herzblut auf die Bühne gebracht.
24 Werke von 24 Künstlern strahlten während der gut besuchten Führung in der Stadtgartengalerie in die lange Museumsnacht hinein. Nora Löbe, Mitglied der Singener Maler, moderierte die Führung in der lauen Spätsommernacht und erläuterte die einzelnen Kunstwerke. Von besonderem Interesse waren die Gemälde, bei denen die entsprechenden Künstler anwesend waren und ihr Kunstwerk den Anwesenden erklärten. Passend dazu, dass die Galerie den Blick auf den im Dunkeln riesig wirkenden Hohentwiel ermöglichte, befassten sich viele der Gemälde mit genau diesem und erzeugten einen spannenden faszinierenden Kontrast von Dunkelheit und hell bestrahlten Kunstwerken.
»Ach du klarer blauer Himmel« sang der Männerchor unter der Leitung von Siegfried Schmidgall auf dem Rathausplatz zur Eröffnung der Museumsnacht. Oberbürgermeister Bernd Häusler stellte in seiner Eröffnungsrede vor zahlreichem Publikum sogleich klar: »Das hat der Chor extra zu diesem wunderschönen Wetter gesungen«. Die internationale Museumsnacht startete am Samstagabend nun zum 19. Mal. »Wir haben wieder eine tolle Museumsnacht hüben und drüben der Grenze mit insgesamt elf Gemeinden, davon vier aus Deutschland«, erklärte er und hob einzelne Veranstaltungen aus 58 verschiedenen Programmpunkten an den insgesamt 19 Kunstorten in Singen hervor. Stolz war er, dass es gelungen war, das Landesjugendensemble »Neue Musik Baden-Württemberg« zu gewinnen, die ein eigens für die Scheffelhalle umkomponiertes Stück vortrugen. Dass die Veranstaltungen und Museen bis um Mitternacht geöffnet waren, nutzen die Besucher bis zur letzten Minute aus. In den Museen wurden Erinnerungen wach, Künstler wie die Singener Maler zeigten ihre Heimat aus ihren Augen, Kunstprojekte versetzten die Betrachter in Erstaunen und zahlreiche Aktionen machten Kunst »begreifbar« und luden zum Mitmachen ein. Durch die Stadt hindurch wurde das »Museum auf Rädern« zum Publikumsmagneten, denn hier wurden die Gäste mit sagenhaften Oldtimern von Haltepunkt zu Haltepunkt kutschiert. Das Oldtimerfahren wurde von OB Häusler eröffnet, der in einem Renault beinahe CO2-neutral kutschiert worden wäre, denn das Anschieben des Wagens gestaltete sich mühsamer als gedacht.
Am Rathausplatz moderierte Andreas Sinnhuber die einzelnen Fahrzeuge und ging dabei bis zum Äußersten, als er mit seinem kräftigen Körperbau bewies, wie geräumig der kleine Fiat Topolino ist, als er sich auf den Beifahrersitz in das Fahrzeug hineinfaltete.
Auch in der benachtbarten Schweiz, wo der größere Teil der Museumsnacht die Besucher anlockte, gab es spektakuläre Entdeckungen. So entführte in Thayngen zum Beispiel ein neu gegründeter Verein in die Steinzeit im Kulturzentrum Sternen und machte deutlich, wie lange die Kulturlandschaft schon von Menschen geprägt ist. In Stein am Rhein konnte man im Kreuzgang des Klosters Allerheiligen die Tanzgruppe der Uni Konstanz erleben. Im Schaffhausen sorgte das Projekt "FAT-Art Trade Fair" im Kammgarn mit "Women in Art" für manche Diskussion über die neue Rolle der Frau in der Kunst.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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