Jenische suchen neue Präsenz
Museum eines übersehenen Volks

Einige Einblicke in das neue jenische Museum, das durch eine private Initiative entstanden ist aus einer Sammlung von Dingen und Dokumenten aus Jahrzehnten. | Foto: Fiedler
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  • Einige Einblicke in das neue jenische Museum, das durch eine private Initiative entstanden ist aus einer Sammlung von Dingen und Dokumenten aus Jahrzehnten.
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Singen. Die in Singen und im Hegau lebenden Jenischen wollen am kommenden Samstag, 22. Juni, von 11 bis 15 Uhr, mit einem kleinen Museum, das auch eher ein Dokumentationszentrum ist, für mehr Sichtbarkeit ihrer Kultur und Lebensart sorgen. Der Vorsitzende des Vereins der Singener Jenischen und Reisenden, Alexander Flügler, der auch dem Landesverband seiner Volksgemeinschaft vorsteht, sammelt schon seit Jahrzehnten Dokumente und Dinge, die das Leben der Jenischen dokumentieren. Aber auch zahlreiche Dokumente, die zum einen den bisher noch nicht sehr erfolgreichen Kampf um eine Anerkennung als Minderheit aufzeichnen, was zum Beispiel in der Schweiz und in Frankreich längst der Fall ist, wie auch ihren Einsatz für ein jenisches Kulturzentrum - möglichst in Singen - dokumentieren.

Mit dem kleinen Museum solle auch ein Anstoß für eine weitere Erforschung der Geschichte der Volksgruppe sein, die nach bisherigen Erkenntnissen mindestens seit dem dritten Jahrhundert in Mitteleuropa präsent ist, aber gänzlich andere Wurzeln hat, als beispielsweise Sinti und Roma, mit denen Jenische gerne in einen Topf geworfen werden - aus Unkenntnis. Die Eröffnung der Ausstellung, die erst mal in einer ehemaligen Wohnung in der "Thüga Villa" in der Bohlinger Straße 24 in Singen-Süd eine Heimat gefunden hat, soll die im Gang befindlichen Bestrebungen der Volksgruppe intensivieren, eben wirklich zu einem eigenen Kulturzentrum zu kommen und damit auch eine überregionale Ausstrahlung zu erreichen.

"Wir sind in der Freiheit gefangen"

Die Geschichte der Jenischen in Singen ist durchaus leidvoll. Das "fahrende Volk", das sich in vielen Handwerksberufen verdingte, wurde in der Stadt Anfang der 1960er Jahre sesshaft gemacht und in Baracken untergebracht. Dadurch wurde in gewisser Weise ein Ghetto geschaffen. Noch heute beklagt Alexander Flügler Diskriminierungen. Viele Jenische würden ihre Zugehörigkeit verbergen, obwohl dieses Volk in seiner eigenen Lebensweise eigentlich Grund für Stolz haben sollte. Flügler hatte mit seinem Wunsch nach Anerkennung als Minderheit schon bei vielen prominenten Politikern vorgesprochen, sogar bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Anfang 2022.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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