Die neue Pfarrerin mit ihren Gedanken zu Ostern
Mit der Hoffnung auf ein weiches Herz

Neue Pfarrperson der Singener Bohnhoeffer Gemeinde, Sofie Fiebiger (mit ihren Lieblingsbildern), sieht ein großes Veränderungspotenzial für Kirche als Format eigene Spiritualität zum Leben auf einem gemeinsamen Weg.   | Foto: swb-Bild: of
  • Neue Pfarrperson der Singener Bohnhoeffer Gemeinde, Sofie Fiebiger (mit ihren Lieblingsbildern), sieht ein großes Veränderungspotenzial für Kirche als Format eigene Spiritualität zum Leben auf einem gemeinsamen Weg.
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Singen. Seit letztem September ist Sofie Fiebiger die neue Pfarrerin der Singener Bonhoeffergemeinde und konnte mit ihrem Antritt eine längere Vakanz beenden. Noch ist die »Pfarrperson in Probe«, weil sie frisch aus ihrem Vikariat in Owingen hier nach Singen wechselte, aber sie hat in dieser kurzen Zeit schon einiges bewegt bei der Suche nach der Kirche, welche die Menschen in ihren Lebenswirklichkeiten abholt. Denn die Ortskirche der Zukunft mitzugestalten, hat sie sich vorgenommen.

Über ihrem Schreibtisch hängt eines ihrer Lieblingsbilder. »Es ist eine radikale Handlung, das Herz nicht hart werden zu lassen“, heißt es ins Deutsche übersetzt darauf. Ein Spruch, der durch die ganzen aktuellen Umstände unserer Gegenwart, nach zwei Jahren Corona-Ausnahmezustand in den dadurch entstanden Rissen in der Gesellschaft, wie durch den nun schon seit über sechs Wochen wütenden Krieg Putins Truppen gegen die Ukraine und deren Volk ganz aktuell und Wegweiser ist.

»Wo sind die Leute hin« ist ja immer wieder eine Frage, die sich auch in der evangelischen Kirche, in der die verordneten »Corona-Abstinenzen« wie ein Katalysator wirkten und dazu aufruft, wieder mehr Kirche zu sein und sich auf das zu konzentrieren, was eben nur die Kirche kann. Ostern ist für die junge Pfarrperson, als solche sich Sofie Fiebiger im aktuellen Gendermodus bezeichnet, eben nicht Selbstzweck, es ist die Geschichte aus Freundschaft, Verrat, aus Hoffnung, die von Vergebung die am Schluss eben die Botschaft hat, dass durch den Tod am Kreuz und die Auferstehung vieles neu werden kann, ein Angebot, das immer wieder auch von neuem gemacht wird. »Karfreitag ist schwarz wie der Dreck unter den Fingernägeln, schwarz wie die Asche verbrannter Hoffnungen. Karsamstag gibt es die Leere im Stillstand auszuhalten. Um so großartiger und befreiender fühlt sich der Ostersonntag an: Gemeinsam steigen wir in ein Tauchbad der Hoffnung. Die Welt wird eine andere und der Tod hat nicht das letzte Wort. Der Auferstandene geht uns voran, ins Leben und in unseren Alltag«, fasst sie das in ihrem Oster-Pfarrbrief zusammen, was sie im Gespräch als »das große Trotzdem« auf den Punkt bringt.

Neue Wege gehen, die Menschen ansprechen, die sich weit weg fühlen von ihrer Kirche, das sind neue Wege, die hier gegangen werden wollen. Eben sich für Lebenswirklichkeiten selbst öffnen.

Was das diesjährige Osterfest betrifft, so ist bereits Bewegung entstanden. »Schon in der Fastenzeit haben wir einen morgendlichen Impuls per »Zoom-Konferenz« angeboten, der eben zu den Interessierten kam. Der traditionelle Kreuzweg in der Kirche am Gründonnerstag (19.30 Uhr) ist mit »Backstage« betitelt und der Frage: »Wo finde ich mich in der Geschichte wieder?«. Am Ostermorgen um 6 Uhr soll es erstmals ein Osterfeuer geben. Ab 6 Uhr in der Frühe, vom 14. bis 18. April sind Familien zur Osterschnitzeljagd in der Nordstadt eingeladen, am Ostermontag beteiligen sich alle evangelischen Gemeinden der Stadt an einer Pilgertour nach Gottmadingen.

Doch die Bewegung geht weiter: Ein Raum in der Kirche in der Singener Nordstadt, die seit kurzen auch das Zentrum der Diakonie im Untergeschoss beherbergen, sollen ein »Co-Working-Space« werden, hat sich Sofie Fiebinger mit der Gemeinde vorgenommen, auch um auf diese Weise Platz für Lebenswelten zu bieten, ab dem Sommer will man die Menschen zwischen 25 und 45 Jahren mit »Seelenpommes« erreichen, die Botschaften der »Ortsgemeinde« werden längst auch über Kanäle wie »Instagram« oder anderen sozialen Kanälen verteilt, eine »Leseclub« lädt zum Beispiel auf den 28. April zu »Eine Formalie von Kiew« von Dmitrij Kapitelmann ein, Premiere hatte schon ein »Joung Teens Event«. Plurale Vielfalt und Diversität soll gelebt werden, unterstreicht Sofie Fiebinger. »Dabei erfahren ich hier viel Ermutigung.«

Und: Steine wegzurollen, ist eines der Symbole von Ostern. Am besten gehe das, wenn das Herz kein Stein mehr ist.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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