Bemerkenswerte Inszenierung von „Romeo und Julia“ von den „Theatätern“
Liebe kann den Krieg nicht heilen
Singen. Nicht weniger als „Romeo und Julia“ von Shakespeare hatten sich den jungen SpielerInnen der Gruppe „Theatäter“ des Friedrich-Wöhler Gymnasium vorgenommen für ihre diesjährige Inszenierung. In einer modernen Textfassung von Anke Ruge, die das Versmaß gerne mit Blick in unsere Zeit verließ und unter der Regie von Maria Vrijdaghs (Assistenz: Nicola Fritsch) wurde ein atemberaubendes Stück vor einem riesigen Graffiti von Kemal Kirik daraus gemacht, bei dem bei allen Aufführungen im Singener Kultzentrum Gems das Publikum mit stehenden Ovationen für einen grandiosen Theaterabend applaudierte.
Das Drama um die alte Feindschaft der ärmlichen Montagues mit den betucht hochnäsigen Capulets rückte das in die Romantik eines anderen Liebesdramas, dem Hollywoodschinken Titanic, denn die Mädels der Capulets ziehen sich den Streifen immer wieder rein in der Hoffnung auf einen Prinz, der auch sein Leben für sie Opfern würde. Doch es kommt ja bekanntermaßen anders. Julias Eltern (Lena Marxer, Lukas Geiser) sind ziemlich klamm und erhoffen sich eine dringend nötige Finanzspritze durch die Verkuppelung ihrer Tochter (Lea Kaletta) an den feinen und reichen Pinkel Paris (Ben Vollmer).
Doch die große Kennenlernparty im Musikgetümmel von Enimem geht in die Hosen:. Julia will das nicht, und sie trifft auf den Montague Romeo (Benedict von Mitzlaff) und eine ganz andere Liebe erwacht. Legendär die große Szene auf dem Balkon, der ja in der Gems mit der Tribüne geboten wird, tragisch der weitere Verlauf wie bei Shakespeare. Beim heimlichen Treffen der beiden in der Kirche beim Pfarrer (Loḯc Ymele) der zur Musik von Prince seine Tinkturen mixt, soll Julia ja einen gespielten Tod erleiden um der Hochzeit zu entgehen. Romeo, der nach dem Totschlag an Rosalinde (Elisa Mattes) im eskalierten Gerangel der Clans sich verstecken muss, weiß davon nichts und vergiftet sich neben seiner aufgebahrten Angebeteten, die sich ersticht als sie ihre Liebe sterben fühlt. Das ist die Liebe, die den Krieg nicht heilen konnte, während „Nothing else matters“ von Metallica erklingt. Ein starkes Stück in starken Bildern (Bühne: Roland Hartmann). Und leider gab es das nur drei Mal zu sehen auf dieser Bühne.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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