Bewegter Komödien-Einstand in die neue Spielzeit
»Kunst« bei der Färbe 2.0
Singen. In der Färbe hat die Phase 2.0 begonnen. Sie dauert auch erst mal zwei Jahre. Zu Spielzeitpremiere mit „Kunst“ konnte Cornelia Hentschel nicht nur als Intendantin, sondern auch als frischgebackene Eigentümerin des Theaterbetriebs Färbe begrüßen.
Und da sollte der Start aus dem Corona-Dilemma heraus natürlich ein besonderer Kracher werden. »Kunst« aus der Feder der dem Orient entwachsenen Yasmina Reza ist eine französische Komödie, die auf Deutsch natürlich nicht ganz so elegant klingt, schon weil die fäkalen Flüche einfach in französisch lieblicher klingen.
Die Geschichte der drei Männerfreunde Marc (Elmar F. Kühling), Serge (Daniel Leers) und Yvan (Reyniel Ostermann) ist freilich mitreißend und man kommt schnell über die herbe Flucherei weg, die ja Ausdruck der Hilflosigkeit in einem Disput ist, wenn die eigentlichen Worte ausgehen.
Ist ein weißes Bild Kunst? Kann man dafür 100.000 Euro ausgeben als Dermatologe. Ist es überhaupt weiß und versteht der neue Besitzer überhaupt etwas von Kunst? Darüber kann sich das Publikum nur sehr ungefähr ein Bild machen, denn das Bild um das sich die Drei streiten, gibt es nämlich nicht zu sehen. Es wendet sich ab vom Publikum, das freilich durch die Diskurse der drei, die dabei auch noch mit sich persönlich in Streit geraten, herzlich genießen kann. Die drei gehen weit auf der Bühne, und langsam wird auch beim lachen immer klarer, dass Kunst das ist, was sie im Menschen auslöst. Konventionen werden mit Humor gekreuzt, Arroganz mit Leidenschaft - es geht heiß her.
Und: je mehr die drei ihre Fechtereien auf der Bühne austragen, um so näher kommen sie sich: Nur wohl anders, als sie sich das vorstellen. Auch wenn es eine Männerrunde auf der Bühne ist, Frauen spielen darin doch eine Rolle. Regisseur Klaus Hemmerle hat diesen Start in „Färbe 2.0“ bestens gewürzt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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