Journalismus
Kostenlose Wochenzeitungen: Weiter sehr relevant, aber politisch teils ignoriert

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, hielt die Laudatio. swb-Bild: Bernd Brundert
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  • hochgeladen von Tobias Lange

Berlin. „Die Anzeigenblätter sind die Zeitungen für uns alle,“ das waren die Worte, mit denen Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland e. V. in ihrer Laudatio im ESTREL Congress Center in Berlin die Durchblickspreisverleihung der diesjährigen Frühjahrstagung des BVDA (neuer Name seit letzter Woche: Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen) eröffnet hat. Bentele weiter: Die kostenlosen Wochenzeitungen würden keine politische Agenda verfolgen, sondern den Menschen Grundlagen für das Schaffen eigener Haltung bieten. Sie sprach letztlich über Journalismus: „Guter Journalismus und gute Informationen sind für die Demokratie elementar.“ Er solle Menschen befähigen, Informationen aufzunehmen und nachzuvollziehen. Er solle in Ecken schauen, wo sonst niemand hinschaue, ohne die Menschen zu demütigen.

Dabei wurde in Berlin auch vorgestellt, dass die Anzeigenblätter und Prospekte in Anzeigenblättern laut Allensbacher Institut für Demoskopie nach wie vor Informationsquelle Nummer 1 sind, in der sich Menschen über Einkaufsmöglichkeiten und Sonderangebote informieren, weit vor Apps, Internetseiten oder digitalen Prospekten.

Das heißt zusammengefasst: Die Anzeigenblätter und kostenlosen Wochenzeitungen werden weiterhin gut gebraucht.

Allerdings: Die Finanzierbarkeit werde schwieriger, sagte BVDA-Präsident Alexander Lenders bei der Eröffnung der BVDA-Frühjahrstagung. 85 Prozent der Verlage hätten Seitenzahlen reduzieren müssen, die Hälfte der Verlage habe ihr Verteilgebiet verkleinert. 60 Prozent der Verlage hätten bereits Personal abbauen müssen. Lenders sprach von überproportional gestiegenen Kosten. Jüngst seien weitere 800.000 Exemplare Auflage vom Markt genommen worden.

Seit einigen Jahren gibt es Diskussionen über eine Presseförderung. Die Lage derzeit: In einer Studie, die das Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat, wird eine Presseförderung empfohlen, jetzt, so Lenders, fühle sich das Ministerium aber nicht mehr zuständig. Die Hinhaltetaktik sei laut Lenders verantwortungslos. Die FAZ kommentierte am 8. April, dass die Grünen die Tatsache, dass im Koalitionsvertrag stehe, dass man verschiedene Fördermodelle prüfen wolle, „nicht interessiert, sie wollen das nicht, sie lehnen es ab, zuständig zu sein.“

Die SPD-Politikerinnen und -Politiker Heike Raab, Verena Hubertz und Dirk Wiese haben Mitte April ein Grundsatzpapier zur Förderung der Zustellung von gedruckten Presseprodukten veröffentlicht. Der Spitzenverband der kostenlosen Wochenzeitungen in Deutschland begrüßt den Vorstoß der SPD und fordert eine schnelle Etatisierung und Realisierung des im Koalitionsvertrag verankerten Fördervorhabens. Michael Simon, Vizepräsident des BVDA, sagte in einer Podiumsdiskussion während der Tagung, dass man in Amerika nachweisen konnte, dass dort „wo es keine journalistischen Medien mehr gibt (Amtsblätter sind keine journalistischen Medien, Anm. d. Verf.), die Ausgaben der Verwaltungen und die Korruption steigen würden.

Quelle: Singener Wochenblatt

Autor:

Presseinfo aus Singen

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