2. Singener Klimagipfel zu Mobilität und Klimawandel
Klimaschutz ein Gesicht geben
Singen. Es ist wieder Singener Klimakonferenz und viele folgten am Donnerstag dem Aufruf. Die Moderatoren und rund 100 Gäste im Singener Bürgersaal vereint ein Ziel - den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Es steht außer Frage, das dies global angegangen werden muss, jedoch können schon lokale Akzente, kleine Bausteine, von immensem Nutzen sein. Bislang haben die ambitionierten Ziele diverser Klimaschutzabkommen zumindest in der deutschen Energiepolitik kaum Spuren hinterlassen. Inwieweit der dringend benötigte Wandel in Singen Realität werden könnte, darüber referierten Roland Roth, Gründer und Leiter der Wetterwarte Süd sowie Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim.
Zuvor erläuterte Oberbürgermeister Bernd Häusler zur Industriestadt Singen, die etliche Großbetriebe beheimatet mit einem enormen Energiebedarf, wie auch hier das Klimaschutzkonzept von Wunsch zur Realität geführt werden könnte. Zur fahrrad- und fußgängerfreundlichen Stadt sieht auch Häusler noch Nachholbedarf "da können wir besser werden".
Beim Scheffelareal gabs jetzt einen konkreten Termin zum Abriss des unge(be)liebten auch energetisch problematischen »Conti«. Der 10. April wurde angekündigt für die ersten Vorarbeiten.
Roland Roth, der in den 80er Jahren seine Wetterwarte gründete, erläuterte zum globalen Klimaproblem die Erwärmung im Besonderen und stellte fest, dass lokal und speziell in Singen es durchschnittlich 1,3 Grad wärmer in den letzten 100Jahren geworden ist. Was die globale Erderwärmung nach sich zieht, ist soweit allen bekannt. Schmelzende Polkappen, Meeresspiegel steigen, Überschwemmungen, Zunahme schwerer Stürme und Orkane, Hitzerekorde um nur einige Folgeschäden zu nennen. Auch einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden wird der Klimawandel nach sich ziehen, stellte Roth fest. Durch Bevölkerungsexplosion, Abholzung tropischer Regenwälder- bei dem übrigens 40% unseres Sauerstoffs produziert werden- sowie Flächenversiegelung sieht Roland Roth auch als Indiz dafür, dass sich weltweit immer mehr Flüchtlinge auf den Weg machen werden, da ihnen ihre Lebensgrundlagen entzogen wurden. "Die einzigen die vom Klimawandel profitieren sind die Russen und Kanadier, da es in diesem Jahrhundert dort rund fünf Grad wärmer wird".
Die Art und Weise wie wir mobil sind, dies war Heiner Monheims Thema am zweiten Singener Klimagipfel. Er wolle Mut machen, stellte seine Ideen und Visionen für eine nachhaltige Mobilität vor, bei deren Umsetzung es in der autobelastenden Stadt Singen bestimmt einen enormen Schub an Lebensqualität für die BewohnerInnen geben könnte. ÖPNV war das Zauberwort allgemein und Monheim kritisierte das seit 1960 systematische ausbluten des Bahnnetzes. "Das Straßensystem wächst gewaltig, dagegen wurde durch Stilllegungen das Bahnsystems gewaltig geplündert. Das Großprojekt S21 war da nur einer seiner Kritikpunkte.
"Es muss eine Rückbesinnung auf die Stadt der kurzen Wege geben, es muss Lust geweckt werden auf Rad und Bahn fahren" forderte Monheim und blickte dabei auch auf unser Nachbarland Schweiz, in dem der öffentliche Nahverkehr kundenorientierter sei als bei uns. Seine Forderung Bahnhöfe endlich als Glanzstücke zu behandeln und für Fahrkarten statt Automaten wieder Menschen agieren zu lassen entsprach bestimmt dem Wunsch von vielen Anwesenden.
Zudem müsse sich der ÖPNV auch am demografischen Wandel orientieren. Innovative Fahrzeugkonzepte waren auch da das Zauberwort. Als innovativ und zugleich auch einen Aspekt die Innenstadt Singens lebenswerter zu gestalten, erachtete Heiner Monheim eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 beispielsweise in der Hauptstraße. Ebenso könnte dort eine Fahrspurreduzierung oder Verengung erfolgen, um dann auf dem "überschüssigen" Rest Bäume zu pflanzen. Eine durchaus charmante Idee. Bei dem wichtigen Thema Verkehrsreduzierung wurde an diesem Abend leider nicht auf das prognostizierte erhöhte Verkehrsaufkommen in Singen durch das geplante große Einkaufszentrum hingewiesen, welches ja verstärkt auch auf Schweizer Kundschaft schielt. Anzunehmen ist, das die wenigsten KundInnen mit Bahn, Fahrrad oder zu Fuß kommen werden.
Resümee des zweiten Singener Klimagipfels ist, so auch der städtische Klimaschutzmanager Markus Zipf, unser Konsumverhalten sowie Formen der Energieversorgung zu verändern um Klimaziele zu erreichen. Klimaschutz fängt bei jedem Einzelnen an.
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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