Markus Möll, Bürgermeister der Exklave Büsingen im WOCHENBLATT-Sommerinterview, Teil 1 und Teil 2
Klein, aber gut aufgestellt
Büsingen (mu). Die Exklave Büsingen ist ein »Dorf zwischen den Grenzen«, das politisch zwar deutsch ist, aber wirtschaftlich das Schweizer Recht gilt. Bürgermeister Markus Möll zeigt im WOCHENBLATT-Sommerinterview die Probleme, Projekte und Vorhaben der kleinen Gemeinde auf.
WOCHENBLATT: Wie kann der Tourismus in Büsingen gefördert werden?
Markus Möll: Bei uns in Büsingen ist der sanfte Tourismus ein wichtiger weicher Faktor der Gemeinde. Es wird bereits einiges in dieser Richtung unternommen und wird für die Zukunft weiterhin ein wichtiger Baustein sein. So haben wir die Marke »Hochzeitsparadies Büsingen« etablieren können. Hierfür haben sich einheimische Tourismusexperten organisatorisch zusammengeschlossen und ein Gesamtpaket für den schönsten Tag im Leben geschnürt, das ganz nach individuellen Vorlieben verkleinert oder erweitert werden kann. In vielen weiteren Bereichen konnten sich unsere Gastronomen, Eventanbieter sowie Zimmervermieter etablieren. Da sich Büsingen am internationalen Radwanderweg befindet, werden wir in Zukunft versuchen, auch für diese Gruppe Angebote zu entwerfen. Geschichte kann man heute noch auf unserem Exklavenweg erleben. Vom Junkerhaus über den Brückenschlag der Franzosen, über den Rhein bis hin zu unseren 123 Grenzsteinen, bietet dieser Wanderweg – neben seiner einmaligen Lage – ein Erlebnis für die gesamte Familie. Dies zieht jährlich Hunderte von Touristen nach Büsingen.
WOCHENBLATT: Welche Rolle spielt die Kultur in der Gemeinde?
Markus Möll: Der Bereich Kultur und Sport wird in unserer Gemeinde sehr hoch gehalten. Unser Wahrzeichen, die Bergkirche, die den Ort am Ortsanfang überragt, ist hierbei ein wichtiger Pfeiler. Neben vielen Trauungen finden hier auch hochkarätige musikalische Darbietungen statt. Internationale Beachtung erhalten die Kammermusiktage. Hier spielen hochkarätige Musiker und begeistern in einer einmaligen Atmosphäre. Aber auch weltliche Musik wie der Tango kommen nicht zu kurz. Ebenfalls haben wir zwei Galerien, in denen einheimische aber auch regionale Künstler ihre Werke ausstellen können, mitten in unserem Dorf. Dazu werden im Rathaus durch das Kunstforum immer wieder Ausstellungen organisiert. Ein weiterer großer Teil unserer Kulturlandschaft bilden verschiedenen Events. Hier hat sich die legendäre »Buurenfasnacht« weit über die Grenzen etabliert. Zur Buurenfasnacht strömen jedes Jahr rund 2.000 Hästräger und noch einmal so viele Zuschauer nach Büsingen. Ebenfalls sind wir seit Jahren bei der Grenzüberschreitenden Museumsnacht und der Lesezeit beteiligt. Abgerundet werden die kulturellen Aktionen durch unser Kinderferienprogramm, das Familien Open Air-Kino oder das internationales Kochen, bei dem Mitbürger mit ausländischen Wurzeln Spezialitäten aus ihrer Heimat kochen und anbieten. Eng verbunden mit der Kultur ist auch der Sport. Auch hier können wir auf eine sehr aktive Vereinsarbeit in unserem Ort stolz sein. In der Regel sind die Vereine in den Schweizer Ligen angeschlossen und haben es dort auch zu Meisterschaftserfolgen gebracht. In unseren Vereinen wird intensive Kinder- und Jugendarbeit geleistet und ein sehr attraktives Angebot für alle Altersgruppen aufgeboten. Dabei werden die Traditionen hoch gehalten und deren Werte an die nächste Generation weitergegeben. Beim jährlichen Triathlon auf Büsinger Gemarkung haben sich in diesem Jahr wieder über 1.000 Athleten gemessen. Auch in Zukunft werden wir in diesem Segment die Kultur und Vereine unterstützen.
Die Ortsmitte im Fokus - Fortsetzung des Interviews mit Büsingens Bürgermeister Markus Möll
WOCHENBLATT: Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung in Büsingen ?
Markus Möll: Mit unserer Sondersituation als Deutsche Enklave in der Schweiz haben wir in diesem Punkt immer wieder unsere Probleme. Sowohl die Entscheidungen aus Berlin und Bern schlagen bei uns vollumfänglich durch. Trotz dieser Thematik werden wir unseren Weg weiter schreiten. So haben wir in der Ansiedlung von neuen KMU einen weiteren Schritt unternommen. In Zukunft wollen wir verstärkt unserer Qualitäts- und Alleinstellungsmerkmale als En- / Exklave herausarbeiten, um unseren Ort noch interessanter zu machen.
WOCHENBLATT: Welche wichtigen Projekte stehen in diesem Jahr noch auf der Agenda der Gemeinde?
Markus Möll: Für das Jahr 2016 steht der Bebauungsplan in der Ortsmitte als primäre Anforderung fest. Im Zug des Bebauungsplanes haben wir auch eine Ortskernsanierung angestoßen. Die ersten Anträge sind hierzu bereits eingegangen und werden abgewickelt. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Planung eines neuen Schuldaches sein, da durch das in den 60iger Jahren gebaute Dach, Wasser eindringt. Bei dieser Planung wollen wir uns auch Gedanken über Regenerative Optionen machen. Im Herbst werden im gesamten Ort die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt. Mit dieser Maßnahme soll zum einen Energie gespart und zum anderen mit einem Beleuchtungskonzept der Ort besser ausgeleuchtet werden. Weiterhin werden wir in die Infrastruktur der Gemeinde investieren. So werden wir sukzessiv die Wasserversorgung erneuern und in diesem Zuge den Breitbandausbau forcieren.Ein weiterer Schwerpunkt, den wir in diesem Herbst beginnen, ist das neue Kommunale Haushaltsrecht. Die Umstellung wird uns noch bis ins Jahr 2021 beschäftigen.
WOCHENBLATT: Wie weit ist die Planung für das Nazarener Areal fortgeschritten und wie ist der Stand beim Sportplatzneubau?
Markus Möll: Nach einer etwa einjährigen Planungs- und Umsetzungsphase ist der Neubau unseres Kunstrasenplatzes beendet. Am 3. September wurde er feierlich dem Verein übergeben und wir sind stolz, diesen fristgerecht zur neuen Saison fertiggestellt zu haben. Durch den Neubau findet der Fußballclub, der in dieser Saison aufgestiegen ist, eine optimale Situation für die neue Saison vor. Parallel zum Platzbau sind wir in der Planung eines Clubhauses für den FC. Wir hoffen, dass die Planungen in diesem Jahr abgeschlossen werden können, damit im kommenden Frühjahr ein weiterer Meilenstein angegangen werden kann. Im letzten Jahr konnte die Gemeinde das gesamte Nazarener Areal kaufen. Auf insgesamt 15.000 Quadratmeter können wir mitten im Ort ein neues Wohnquartier einzonen. Die Planungen hierfür sind bereits so weit fortgeschritten, dass mit der Erschließung spätestens im Frühjahr 2017 und dem Abriss der Gebäude im Spätherbst 2016 begonnen werden kann. Auf dem Areal ist ebenfalls eine altersgerechte Wohnanlage geplant, die mit drei, sich in das Ortsbild integrierenden Gebäude, ein wichtiger Eckpfeiler in diesem Gebiet darstellt. Auf dem restlichen Areal sollen auf Grundstücken von 550 bis 650 qm Platz für etwa 15 Ein- und Zweifamilienhäuser gegeben sein. Interessenten sind bereits vorhanden, sodass einer Bebauung nichts im Wege steht.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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