Maggi Singen wieder unter starkem Kostendruck
Kämpfen um Grießknödel-Produktion
Singen. Gute und schlechte Nachrichten gab es bei der diesjährigen Rentner-Weihnachtsfeier am Samstag im Betriebsrestaurant, die erstmals ohne musikalische Begleitung von statten ging, da sich in den Vorjahren doch einige Gäste über die Lautstärke der Live-Musik der „Aussteiger“ beschwert hatten, die schon seit vielen Jahren diese Feier begleiteten.
Der Werksleiter der Nesté-Maggi in Singen, Martin Ruepp, konnte den Ruheständlern von einen erstmals seit Jahren wieder realen Wachstum von 4 Prozent für die Marke Maggi berichten. Und dass man nach Jahren den Rückgangs auch wieder ein Plus in der Produktion verzeichnen habe können. Man habe in diesem Jahr mehrere Produkte aus dem Asia-Sortiment erfolgreich auf dem Markt platzieren können, ausschlaggebend für das Plus seien allerdings Preisreduktionen gewesen, durch die man Markanteile von den Mitbewerbern habe erobern können, so Ruepp. Maggi ist im Vertrieb nun auch beim Online-Buchhändler „Amazon“ mit seinen Produkten vertreten. In diesem Jahr konnte Maggi auch den 130. Geburtstag am Standort Singen feiern. Das wurde mit einem Mitarbeiterfest im Sommer betriebsintern begangen. Man werde sich im kommenden Jahr mit einem „signifikanten Kostendruck“ auseinandersetzen müssen, kündigte Ruepp an.
Betriebsratsvorsitzender Alfred Gruber zeigte sich enttäusche von dem Rückgang der Investitionen im ablaufenden Jahr. In den drei Jahren seit 2014 habe der Konzern 30 Millionen Euro in Singen investiert, die ganz neue Sterilisationsanlage, die schon im Sommer 2016 in Werk kam, laufe aber noch immer nicht im Regelbetrieb. Und nun forderte der Konzern Einsparungen von vier Millionen Euro bis 2019 für den Betrieb in Singen. Ernsthafte Sorgen macht sich Alfred Gruber um die Zukunft der Grießklöschen-Produktion hier am Standort Singen. Schon einmal war dieser Bereich in den 1990er Jahren nach Linz verlagert worden, kam aus Qualitätsgründen wieder nach Singen zurück. Nun habe man von kurzfristig darüber informiert, dass die Produktion jetzt in die Slowakei verlagert werde. Gruber hatte letzte Woche beim Gesamtbetriebsrat am Konzernsitz in der Schweiz insistiert, denn dort habe man noch nicht einmal Kenntnis von diesen Plänen gehabt. Auslöser für die geplante Verlagerung seien die Senkung der Produktionskosten. „Der Beschluss zur Verlagerung verstößt gegen jede Complience-Regel von Nestlé weil die notwenigen Gremien nicht um Zustimmung gefragt wurden“ kritisierte Gruber in seiner Rede. Die Befürchtung des Betriebsratsvorsitzenden ist, dass die Konkurrenz um Produktionsaufträge mit den Schwesterwerken in nächste Zeit enorm an Schärfe gewinnt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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