Gedenken am Kommenden Sonntag zum Jahrestag
Jubiläum der Theresienkapelle wird in zwei Akten gefeiert

Das Gefangenenlager in Singens Süden bekam in 1947 die Theresienkapelle, die einige Lagerkirche nach dem zweiten Weltkrieg. | Foto: Flyer/ Förderverein
  • Das Gefangenenlager in Singens Süden bekam in 1947 die Theresienkapelle, die einige Lagerkirche nach dem zweiten Weltkrieg.
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Singen. Am 9. November 1947 fand die feierliche Weihe der Lagerkapelle auf der Theresienwiese an der Fittingstraße statt. Denn dort befand sich ein großes Lager für deutsche Kriegsgefangene in der französischen Besatzungszone. Daran will eine Gedenkveranstaltung des Förderverein Theresienkapelle am kommenden Sonntag, 13. November, um 16 Uhr in der Kapelle erinnern.

Bereits zuvor, seit 1942, waren für Zwangsarbeiter aus Osteuropa Wohnbaracken errichtet worden, die nach dem Krieg im Jahr 1945 für kurze Zeit der Internierung von Personen dienten, die als Funktionsträger der NSDAP galten. Seit 1946 bis zur Schließung im September 1948 lebten in den einfachen Behausungen zeitweise über 1000 deutsche Männer, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren.

Der Lagerkapitän de Ligny regte 1946 an, eine Kapelle zu errichten, was erfolgreich in kurzer Bauzeit und unter schwierigen materiellen Bedingungen erfolgte. Da der Bau jedoch nicht mit dem Erzbistum in Freiburg oder den anderen Kirchengemeinden in Singen abgesprochen war, gab es bereits im Jahr 1950 große Bedenken, dass der bauliche Zustand schlecht sei und man auch einen möglichen Abriss in Erwägung ziehen müsse.

Viele Jahre setzte sich Wilhelm Waibel, der als Messdiener noch die Gottesdienste im Lager zusammen mit Pfarrer Härtenstein erlebt hatte, für den Erhalt der Kapelle ein. Seit 1961 bis 2020 wurde sie von den zahlreichen italienischen Arbeitsmigranten als Gotteshaus genutzt. Heute ist die Theresienkapelle eine Gedenkstätte, ein Erinnerungsort und ein Baudenkmal. Ihre Geschichte spiegelt zahlreiche wichtige europäische Entwicklungen seit dem Zweiten Weltkrieg in ihren lokalen, regionalen und transnationalen Verflechtungen wieder.

Der 2006 gegründete Förderverein ermöglichte bis zum Jahr 2013 die Rekonstruktion der bunten Kirchenfenster von Hein Ort, die im Laufe der Jahre durch Vandalismus zerstört worden waren. Seither kümmert er sich um den Denkmalschutz, die Geschichtsvermittlung und den Aufbau eines Archivs mit Material zu den Schicksalen der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, ebenso dem Lageralltag unter der französischen Besatzung nach dem Krieg.

„Immer wieder werde ich gefragt, ob es sich bei der Theresienkapelle um etwas Religiöses handelt. Viele In Singen und Umgebung kennen die Geschichte der Kapelle nicht. Für uns ist es ein wichtiger Erinnerungsort“ erzählt die Vorsitzende des Fördervereins, Carmen Scheide. „Angesichts der nach wie vor unsicheren Corona-Lage haben wir entschieden, in diesem Jahr anlässlich des Jubiläums eine normale Veranstaltung anzubieten. Das richtige Jubiläum möchten wir dann im nächsten Mai feiern.“

In diesem Jahr jährt sich die Weihe der einzig erhaltenen Lagerkapelle in Deutschland zum 75ten Mal. Deshalb findet am Sonntag, dem 13. November 2022 um 16 Uhr eine Veranstaltung in der Theresienkapelle statt.  Es sind Beiträge von OB Bernd Häusler, Wilhelm Waibel und von Carmen Scheide geplant.
Eine größere Jubiläumsfeier ist angesichts der nach wie vor unsicheren Corona-Situation für den 14. Mai 2023 geplant.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Förderverein Theresienkapelle sucht auch noch Dokumente oder Erinnerungen an die Lagerzeit, etwa von Kindern ehemaliger Kriegsgefangener, die in Singen oder dem Hegau geblieben sind.

Autor:

Presseinfo aus Singen

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