Singener GVV will mit Verfahren die Bank-Verbindlichkeiten aufräumen
Insolvenz als Chance für Neubeginn
Singen (of). Was immer noch wie ein Damoklesschwert über die Zukunft der Singener Städtischen Baugesellschaft GVV hing, ist nun leider Realität geworden. Am Montag Nachmittag musste Übergangs-Geschäftsführer Frank Bonath einen Antrag zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Konstanz als zuständige Behörde wegen Zahlungsunfähigkeit stellen.
»Es handelte sich um einen Kredit, über sieben Millionen Eurro bei einer internationalen Bank, der bereits vor einem Jahr fällig gewesen wäre, aber immer wieder gestundet wurde. Nun konnte kein weiterer Aufschub erreicht werden, trotz weiterer Verhandlungen über das verlängerte Wocheende hinweg, so dass wir diesen Schritt schon aus rechtlichen Gründen sofort vollziehen mussten«, so Frank Bonath im Rahmen einer Medienkonferenz am Dienstag im Singener Rathaus. Singens OB Bernd Häusler zeigte sich sichtlich geknickt, will aber nach vorne schauen: »Jetzt ist der schlimmste Fall eingetreten. Das nun beantragte Insolvenzverfahren kann aber dazu genutzt werden, dass die Finanzierung der Gesellschaft so neu aufgestellt wird, damit sie wieder Atmen kann.«
Häusler informierte in der Medienkonferenz, dass die Stadt Singen zwar einen Nachtragshaushalt wegen Bürgschaften von rund 14 Millionen Euro beschlossen habe, dieses Geld sei aber noch nicht geflossen. »Die Zahlung ist von einer positiven Sanierungsprognose abhängig, und die war nocht nicht gegeben.« Die Stadt Singen habe bisher lediglich den Zuschuss für das Gründerzentrum »Sintec« zurückbezahlt, damit dies anderweitig genutzt werden könne. Und es gebe den umgewandelten Kredit über fünf Millionen Euro, der noch vom damaligen OB Ehret gegeben wurde und der natürlich mal zurückbezahlt werden sollte. Schon im Sommerinterview des WOCHENBLATT hatte Häusler darauf hingewiesen, dass die Insolvenzgefahr dann erst vom Tisch wäre, wenn die Banken im Rahmen des Sanierungskonzepts zu gewissen Zugeständnissen bereit seien.
Das Amtsgericht hat in der Sache schnell reagiert. Bereits am Dienstag präsentierte sich in der Medienkonferenz Dr. Wolfgang Bilgery von der Kanzlei Grub/ Brugger aus Stuttgart, der als Sachwalter eingesetzt ist. Er hat bereits Insolvenzverfahren wie das von Schiesser oder Hess Lampen betreut, kennt also die Region. Bilgery hat zwar die Bücher noch nicht gesehen aber zeigte sich zuversichtlich: Denn der GVV wird bereits ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zugestanden. Das heißt dass die Geschäftsführer weiter operativ tätig sein können und auch sich nichts für Mieter oder Kunden ändert. Deshalb hat Bilgery auch den Titel Sachwalter, denn er beaufsichtigt nun den weiteren Sanierungsprozess.
Als rechtlicher Beistand wurde Dr. Holger Leichtle von der Kanzlei Schulze und Braun aus Stuttgart eingesetzt, der bereits für die Stadt Singen in Sachen GVV tätig gewesen ist. Der nun gestellte Antrag wird als »Zäsur, nicht als Katastrophe« gesehen von den Experten. Freilich seien natürlich die Finanzierungen der GVV mit einem dutzend Banken ein komplexes Thema, das vieler Verhandlungen bedürfe. Zum nun genommenen Schritt habe es jedoch Zustimmung auch aus dem Gläubigerausschuss gegeben, der die rund 500 meist kleinen Gläubiger nun vertritt.
Mit einer Eröffnung eines formellen Insolvenzverfahren, weiter in Eigenverwaltung, wird bis Ende des Jahres gerechnet. Man habe in diesem Jahr bereits Immobilien im Wert von fünf Millionen Euro verkaufen können, insgesamt sei die Veräusserung im Gesamtwert von 15 Millionen Euro geplant, worin allerdings das Kunsthallen-Areal auch enthalten sei, für das die Stadt Singen als Zwischenhändler einspringt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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