Statt Tarifrunde große Mitgliederbefragung in diesem Jahr
IG Metall will es wissen
Singen (of). Dieses Jahr ist mit Arbeitskämpfen in der Metall- und Elektroindustrie nicht zu rechnen- weil die letztes Jahr erstrittenen Tarifverträge erst wieder in 2018 neu verhandelt werden. Das kündigte Enzo Savarini als Bevollmächtigter der IG Metall in der Region im Rahmen der Jahrespressekonferenz am Freitag in Singen im Kreis der Betriebsratsvorsitzenden der regionalen Unternehmen an, zu denen Constellium, Amcor, Georg Fischer, Allweiler, Siemens PPAL und Klöber gehören. Die Pause will die Gewerkschaft nun aber zu einer Mitgliederumfrage nutzen, die bereits in der letzten Woche gestartet wurde, wie Savarini weiter bekannt gab. Dabei soll es um Themen wie lebensorientierte Arbeitszeiten gehen, aber auch um die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz, auch zur vieldiskutierten ständigen Erreichbarkeit für viele Arbeitnehmer, zum Thema Renten wie Gesundheit.
Man wolle die Zeit zwischen den Tarifverhandlungen nutzen, um die Bedürfnisse der Arbeitnehmer sehr differenziert abzufragen, wurde betont. Deshalb wird diese Befragung, die bundesweit abläuft, auch höchst professionell begleitet. Die Ergebnisse sollen im Mai vorgestellt werden. Bei der letzten großen Befragung im Jahr 2013 hätten aus der Region über 2.000 Gewerkschafter teilgenommen.
Themen wie „Industrie 4.0“ werden die Gewerkschaft sicher auch in diesem Jahr beschäftigen, unterstrich Raoul Ulbrich als stellvertretender Bevollmächtigter der Gewerkschaft, was von den Betriebsratsvorsitzenden bestätigt wurde. Dazu gehört für Volker Schmitz (Siemens) auch das ständig steigende Anforderungsprofil an die Mitarbeiter: Junge Mitarbeiter überschätzen sich oft, ältere werden durch deren Vorgaben überfordert.“
Es müsse bei diesen Prozessen der weiteren Digitalisierung der Arbeitswelt immer darum gehen, wo der Mensch bleibe und wie dabei sein Einkommen gesichert bleibe, so Raoul Ulbrich. Wolfgang Bandel (Constellium) sieht dabei ein, dass die Unternehmen natürlich einen technischen Vorsprung halten müssen um ihre Zukunft zu sichern. Sein Kollege Heinrich Holl, sieht da weiter einen internationalen Konkurrenzkampf der einzelnen Standorte untereinander. Auch Themen wie der „Brexit“, die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten oder auch der wachsende Populismus und die anstehenden Wahlen würden die Gewerkschaft und ihre Mitglieder in diesem Jahr sicher beschäftigen, unterstrich Enzo Savarino. Dran bleiben werde, gerade wegen des Wahljahrs, die Gewerkschaft an der aktuellen Rentenpolitik, denn die „Rente mit 67“ lehne man weiter ab. Es sei nicht nur der Dachdecker, der mit 65 sein Arbeitsleben beenden können müsse, auch der IT-Mitarbeiter sei durch den Stress einfach irgendwann mal fertig. Dran bleiben die Gewerkschafter auch in Sachen paritätischer Krankenversicherung, und dass es mehr als „Grundversorgung“ im medizinischen Bereich geben müsse. Die anstehenden Auseinandersetzungen im Gesundheitsbereich, mit der die Gewerkschaft Ver.di bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen will, wolle man solidarisch unterstützen, wurde im Mediengespräch bekräftigt.
Die Betriebe seien auch mit dem neuen Tarif wirtschaftlich erfolgreich, zum Teil würden die Ziele sogar übererfüllt, sagte Enzo Savarino. Stolz sind die Gewerkschafter darauf, dass es gerade durch den Arbeitskampf im letzten Jahr gelungen sei, die Zahl der Mitglieder im Bezirk im letzten Jahr zu erhöhen auf fast 7.900. Davon sind 5.140 noch in den Betrieben tätig, der Rest Ruheständler.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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