Bisheriger »Tempel« am Bahnhof wird abgerissen / »Ein Jahr durch Stadt Singen verloren«
Hindugemeinde sucht neue Heimat
Singen (of). Der Bahnhofplatz in Singens steht vor einem großen Umbruch, nicht nur wegen der geplanten Umgestaltung und dem Bau des CANO Shoppingcenter ab 2018, sondern auch weil die Bundespolizei im östlichen Bereich des Bahnhofareals ein neues Bürogebäude errichten will. Just an dieser Stelle befinden sich derzeit noch ältere Schuppen, die bereits im Herbst abgerissen werden soll.
Davon betroffen ist die Singener Hindugemeinde »Shri Sithi Vinayagar Temple e.V.«, die sich sich von der Stadt Singen bei der Suche nach einem neuen Standort ziemlich im Stich gelassen sieht. Die Gemeinde trifft sich dort seit bald 15 Jahren wöchentlich zu ihren religiösen Feiern, und hat nach Angaben ihres Vorsitzenden Darma Vivekachandran (er stammt aus Sri Lanka und betreibt ein Unternehmen in Radolfzell) rund 300 Mitglieder.
Schon seit fast zwei Jahren ist die Gemeinde auf der Suche nach neuen Räumen. »Bei unseren Feiertagen kommen natürlich viele Menschen, auch Gäste, die nicht dem Hinduistischen Glauben anhängen, so dass wir mit denen in dem Schuppen angemieteten 60 Quadratmetern ganz schön eng wird, so Darma Vivekachandran im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. Schon damals trat man mit der Stadt Singen in Kontakt, die ein Grundstück im Bereich hinter dem Waldfriedhof mit über 1.000 Quadrameter in Aussicht stellte. »Ich war daraufhin nach Indien geflogen um mit einem versierten Architekt Pläne anfertigen zu lassen für ein Baugesuch. Nachdem es ins europäsiche Maß umgerechnet wurde, ging es ins Singener Baurechtsamt.« »Die Hegauer Hindus waren in freudiger Erwartung, sammelten auch schon im großen Stil spenden für ihre Neubaupläne«, erzählt Luxmann Manoharan, der zweite Vorsitzende des Vereins. Und dann kam zum Jahresende die kalte Dusche: »Der Singener Gemeinderat hatte es abgelehnt, das Grundstück der Hindugemeinde zur Verfügung zu stellen«, klagt Vivekachandran. Nur kurz davor habe der Bauamtsleiter Axel Goedicke noch einen Erbpachtvertrag angekündigt«, zeigt der Gemeindevorstand bestürzt. Einer der Gründe solle gewesen sein, dass der Tempel nicht in das Umfeld des Friedhofs passe. »Dabei hat kaum jemand gemerkt, dass wir seit über 10 Jahren hier am Bahnhof sind«, wird gekonter. Man habe auch gesagt, dass ein solcher Tempel der Umwandlung der Osttangente in eine Bundesstraße im Wege stehen könnte, wird als fadenscheiniges Argument empfunden.
»Durch die Ablehnung des Singener Gemeinderats haben wir fast zwei wertvolle Jahre verloren klagen die beiden Vorstände, denen nun die Zeit ziemlich knapp wird. »Die Bahn hat uns mitgeteilt, dass wir im Herbst wegen des geplanten Abrisses hier raus müssen«, sagen die Beiden.
Beim Anruf auf der Singener Stadtverwaltung gibt es einen Rückruf von OB Häusler, der die Ablehnung bestätigt. Der Rat sei der Meinung gewesen, dass hinter dem Friedhof nicht der richtige Standort für eine große Gebetshalle sei. Auch seien dort Säulen und ein Turm geplant gewesen. Für OB Häusler müsse sich der Verein nicht auf Singen fokussieren, da auch die Mitlieder aus der Umgebung und den Nachbarstädten kömen, so auch Umlandgmeinden in Frage kämen.
»Wir haben allerdings unseren Sitz in Singen«, entgegnen die beiden Vorsitzenden. »Nun suchen wir dringend eine neue Bleibe erst mal für einen Übergang und wären mit einem Schuppen oder auch eine Lagerhalle ganz glücklich«, appelieren die beiden Vorstände für ihre Mitglieder.
Mehr Informationen gibt es über Telefon 0176 136 380 11
www.singenvinayagar.com
Der Vorsitzende des Vereins der Singener Hindus, Darma Vivekachandran (links), mit seinem Stellvertreter Luxman Manoharan (rechts) und dem Priester für die religiösen Feiern, der jedesmal aus Freiburg anreisen muss. swb-Bild: of
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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