Kunden bleiben fast komplett aus nach Einführung der Testpflicht
Hilferuf aus dem Friseursalon

Franco Leer | Foto: Dominic und Christine Palummo im leeren Friseursalon am Mittwoch. Mit der Anordnung der Testpflicht für KundInnen ist die Auslastung auf fast null zurückgegangen. swb-Bild: of
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  • Foto: Dominic und Christine Palummo im leeren Friseursalon am Mittwoch. Mit der Anordnung der Testpflicht für KundInnen ist die Auslastung auf fast null zurückgegangen. swb-Bild: of
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Singen/Hegau. Ein böses Erwachen gab es für die Friseure am Montag, als im Zuge der neuen Notbremse des Landes, die alsbald durch eine Bundesnotbremse ersetzt werden soll, die Pflicht für die KundInnen angeordnet wurde, nur noch mit einem negativen und tagesaktuellen Schnelltest zum Termin kommen zu dürfen, da das Haareschneiden ja gewissermaßen zu den körpernahen Dienstleistungen gehört. „Unsere Familie betreibt ihr Handwerk hier im Hegau als selbständiges Unternehmen inzwischen seit über 35 Jahren, aber so was haben wir noch nie erlebt", zeigt sich der Geschäftsleiter von Franco & Chris in der Singener Scheffelstraße entsetzt. Denn von einem Tag auf den anderen standen die ganzen Mitarbeiter plötzlich fast ohne Kunden da. Die meisten KundInnen hatten ihre Termine kurzfristig storniert oder kamen einfach nicht, das hat sich auch am Dienstag und Mittwoch fortgesetzt. „Wir haben erst mal fast alle heimgeschickt, weil es absolut keine Arbeit gab", so Dominic Palummo weiter. Sie sind selbst richtig verstört, weil sie das auch noch nie erlebt haben, plötzlich ohne Arbeit im Geschäft zu stehen. „Wenn das so weiter geht, dann überlegen wir, ob es nicht mehr Sinn macht, das Geschäft erst mal zu schließen", meint Dominic Palummo weiter. Das gehe nun endgültig an die Substanz des Betriebes, vor allem nach mehreren Monaten Lockdown zuvor.

Weniger still steht das Telefon in dem Salon in den Postarkaden. Denn für viele Kunden ist die Lage eben auch ziemlich unklar. „Wir werden hier zum Sorgentelefon, denn es ist auch sehr mühsam die Situation zu erklären, für die wir nichts können. Wir wollen ja einfach nur arbeiten", sagt Seniorchefin Christine Palummo. Denn die Fragen sind zum Teil doch heikel: da gibt es Anrufer, die auf ihre Impfung hinweisen und der Meinung sind, dass sie dann ja nicht mehr testen müssen, andere verweisen auf überstandene Covid-19-Infektionen und die dadurch gegebene Immunität, doch allen muss ein Korb gegeben werden, denn weitere Regeln wurden rund um die Testpflicht nicht kommuniziert. Die verzweifelte Anfrage bei der Handwerkskammer wurde freilich mit der Antwort beschieden, dass die Friseure ja wenigstens aufmachen dürften im Gegensatz zu vielen anderen Branchen ab dem berüchtigten Inzidenzwert von 100, den der Landkreis seit zwei Wochen massiv überschreitet.

Die Inhaber des Friseurgeschäfts wollen sich nun an die Politik wenden, die das veranlasst hat, und die die Handwerker hier alleinlässt. „Den Ärger, der da schon zum Teil sehr hart ausgesprochen wird, bekommen wir ja jetzt ab. Da gab es auch Drohungen, sich halt nun einen ‚schwarzen’ Termin zu besorgen, wo man keinen Test benötige." Der Salon ist ohnehin durch die fortwährenden Lockdowns und die Grenzschließung zur Schweiz hart getroffen. Einziger Lichtblick: Einige KundInnen kommen und zeigen ihr aktuelles Testergebnis mit solidarischem Stolz, wenn es auch nur eine Handvoll sind derzeit. Und: Zum Glück gibt es in der Nachbarschaft auch eine Apotheke, bei der man unkompliziert an einen Schnelltest mit Zertifikat kommen kann. Aber um ein Geschäft am Leben zu halten, reicht das natürlich nicht.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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