Altersarmut als Theaterstück auf dem Heinrich-Weber-Platz
Heute an morgen denken
Singen. Die Gesellschaft bewegt sich – zum Teil auseinander. Ernüchterung macht sich breit, auch zum Thema Renten-Altersarmut. Mit der Veranstaltung »Altern in Würde!?« am Heinrich-Weber Platz machte der Arbeitskreis Armut-Liga der freien Wohlfahrtspflege, initiiert von Udo Engelhardt und der Kreisseniorenrat aufmerksam auf das brisante Thema.
Das Interesse der Bevölkerung an der Veranstaltung war überschaubar, was angesichts des neuen Armutstreibers „Wohnen“ etwas unverständlich war. Denn auch in unserem Landkreis ist das Thema längst angekommen. Dies verdeutlichen Zahlen aus dem Sozialbericht unseres Landkreises von 2017. Demzufolge stieg die Zahl der EmpfängerInnen Grundsicherung im Alter und Erwerbssicherung von 2011 bis Ende 2017 um drastische 128,5 Prozent.
Dass das Thema Altersarmut „eher verdrängt wird,“ vermutete AWO Kreis Geschäftsführer Reinhard Zedler. Der Vorsitzende des Kreisseniorenrates Dr. Bernd Eberwein hinterfragte die Hauptgründe von Altersarmut und sah Armut zugleich als ein Armutszeugnis für unser Land an.
„Der soziale Wohnungsbau ist an einem Tiefpunkt angelangt, viele haben nicht die Möglichkeit vom Verkauf ihres Grundbesitzes „aufzustocken“ und zu profitieren, GeringverdienerInnen zahlen hauptsächlich in die Rentenkassen und deshalb ist Altern in Würde für viele unmöglich. Folglich ist die Teilhabe am sozialen Leben eingeschränkt, so Eberwein und appellierte zugleich an die anwesenden MdB Andreas Jung (CDU) und MdL Dorothea Wehinger (B´90/Grüne) sich solidarisch zu zeigen und sich dafür einzusetzen, dass auch Abgeordnete sowie Ärzte, Apotheker und Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.
Die Grüne Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger verwies auf Konzepte und Projekte die von der Landesregierung zum Thema Altern angegangen werden, wie das Aktionsbündnis Kurzzeitpflege, welches pflegende Angehörige unterstützt die oftmals an die Grenzen des Belastbaren kommen. Das Südstadt Projekt Quartier 2020 erwähnte sie besonders lobenswert da es gegenseitige Unterstützung beinhaltet und alte Menschen so raus aus der Isolierung kommen.
Seitens der Arbeitnehmerschaft forderte Klaus Mühlherr vom DGB „eine ordentliche Arbeitsmarktpolitik, damit dann auch eine ordentliche Rente resultiert. Die Politik muss den Mut aufbringen, falsche Entscheidungen zu korrigieren. Nur solidarisch können wir was erreichen,“ war Mühlherrs Appell.
„Der Singener Sozialpass versucht allgemein das Thema Armut abzufedern,“ erläuterte Bürgermeisterin Ute Seifried. Das Seniorenbüro macht Initiativbesuche, es wird seitens der Stadt Hilfe angeboten. Auch eine Erhöhung der Zuschüsse für Seniorengruppen sei gewährleistet, berichtete Seifried.
Ab 1. Juli beginnt das Projekt ZWAR (Zwischen Arbeit und Ruhestand), das ein gutes Konzept beinhaltet, auch gegen Einsamkeit, so die Bürgermeisterin.
Andreas Jung, CDU Bundestagsabgeordneter sah sich „in der Pflicht“, so seine Worte , gegen Wohnungsnot zu agieren. „Die Alterspyramide ist im Wandel, Alte werden mehr und älter,“ so der Abgeordnete und verwies in diesem Zusammenhang stichwortartig auf die politische Richtschnur Grundsicherung, Aufstockung-Rente sowie Mütterrente.
Ein Highlight der Veranstaltung war das Auftreten des dox-Maskentheaters. Dieses thematisierte Altersarmut auf den Punkt. Sei es beim
Thema soziale Teilhabe, Krankheit und Pflege, bezahlbarer ÖPNV? oder Kaufwunsch. Sie hinterfragten gewohnte Bewegungsmuster und zeigten wortlos das es um´s Ganze geht, nämlich um die soziale Sicherheit die längst (nicht) angekommen ist.
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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