Sichelhenke feiert 30 Jahre historisches Mähen mit »Heimat herzt« im Festzelt
Heimat mit den Augen der Vergangenheit

Foto: Sebastian Amann, Helmut Matt, Karl Amann und Dominique Hahn auf der Bühe der Bohlinger Sichelhenke über das Heimatgefühl, das besonders durch den Magen geht.swb-Bild: of
  • Foto: Sebastian Amann, Helmut Matt, Karl Amann und Dominique Hahn auf der Bühe der Bohlinger Sichelhenke über das Heimatgefühl, das besonders durch den Magen geht.swb-Bild: of
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Bohlingen (of). Seit Montagabend ist die Bohlinger Sichelhenke 2016 schon wieder Geschichte. Geprägt war sie von viel Hitze, die gerade dem Marktsonntag Mühe machte. Denn am Nachmittag blieben nur wenige Gäste - viele strebten in Richtung kühlerer Gefilde oder gleich ins Schwimmbad oder an den See, so dass mancher Verein auch schon vorab mit dem Abbau der Stände begann. Auch bei den Abendveranstaltungen waren kühle Lüftchen im Festzelt begehrt, so dass für das Gastspiel der Partykracher «Allgäu Power« am Samstagabend das Festzelt gleich an den Seiten ganz aufgemacht wurde. Trotzdem sind die Veranstalter vom Musikverein durchaus zufrieden.
Als Magnet hatte das große Volksfest, das den Reigen des Erntedanks eröffnet, freilich weit in die Region hinaus funktioniert: die Sichelhenke ist Zeichen für gelebte Festkultur hier, zwischen Hegau und Höri.
Und wie sich Bohlingen als Heimat in den aktuellen Zeiten sieht, wurde mit dem Jubiläum des historischen Mähens, das einst von Manfred Siegwarth vor 30 Jahren ins Leben gerufen wurde, dieses Jahr mit einem besonderen Abend gewürdigt.
Der Auftakt der Sichelhenke wurde mit »Heimat herzt« am Donnerstag im Festzelt gewürdigt, was auch vom örtlichen Publikum sehr gut angenommen wurde. Lange wurde darüber gehirnt, wie sich diese Bohlinger Heimat definieren ließ. Die beiden Moderatoren, Helmut Matt und Dominique Hahn, hatten sich für einen Heimatabend entschieden, der neben der Erinnerung auch eine Standortbestimmung sein sollte. Und die bedeute in kulinarischer Hinsicht auf jeden Fall eine Emanzipation vom Fleischkäs-Image: Gabi Müller wurde auf die Bühne geholt, um vor dem Publikum zu zeigen, wie man schon immer süße Schneckle gebacken hat. Das Ergebnis gab’s am Schluss des Abends natürlich zum Probieren. Karl Amann vom Hirschen in Horn wurde mit Sohn Sebastian eingeladen, um ebenfalls auf der Bühne aufzuzeigen, wie man einst noch ohne Maschinen delikate Bratwürste fertigte. Der Hirschenwirt plauderte da schnell aus dem Nähkästchen. Schließlich war sein Vater eine Zeitlang Bohlinger, hatte hier eine Metzgerei und er selbst absolvierte seine Lehre in der damaligen Metzgerei Grundler ebenda.
Eine weitere kulinarische Note hatte Hubert Neidhard vom Grünen Baum in Moos parat, der einen Riesenwels mit auf die Bühne brachte, der auf dem Salzgrill landete. Da ging’s um die Geschichten, als es noch wenig Gewürze gab, nur die Höri-Bülle, die dann auch zu diesem Riesenfisch dem Publikum gereicht wurde. Das waren Aha-Momente. Und selbst der ehemalige Münsterpfarrer Claudius Stoffel - heute in Gailingen - kam im Talk mit Manfred Siegwarth zu Wort, um über die alte Ministrantenzeit zu resümieren. Er verriet und weshalb Bohlingen noch immer den Ruf des »Priestermistbeets« hat, oder des »Schwarzen Loch« des Hegau, weil überdurchschnittlich viele Pfarrer von dort kamen und kommen. Viel Geschichte war das. Die Brücke zur Gegenwart gelang im Finale mit Schülern, die in aktueller Kleidung das Bild der 50er-Jahre Mode auflockerte. Das war gut so, denn die Bohlinger suchen für ihr Heimatgefühl etwas, das auch für die Gegenwart »herzt«.

Jede Menge Bilder von der Sichelhenke gibt es unter bilder.wochenblatt.net .

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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