Flüchtlinge sollen bereits Ende Juli in Romeiastraße einziehen
Harte Kritik an Informationspolitik der Hegau-Baugenosssenschaft

Foto: Rund hundert Anwohner der Oststadt sowie weitere Interessierte waren am Donnerstag Abend zu einer Informationsveranstaltung des Landratsamts in die Lutherkirche gekommen. Thema war die geplante Einmietung von Flüchtlingen in der Romeiastraße. swb-Bild: of
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Singen (of). Rund 100 Flüchtlinge und Asylbewerber will das Landratsamt möglichst bald in den Häusern der Baugenossenschaft Hegau unterbringen. Die ersten Flüchtlinge sollen bereits Ende Juli in Singen eintreffen. Darüber informierte Ludwig Egenhofer von der Behörde am Donnerstag Abend im Luthersaal rund 100 anwesende Interessierte im Rahmen einer Informationsveranstaltung. Die Flüchtlinge sollen freilich nicht alleine gelassen werden, zwei Sozialarbeiter und eine Fachkraft sollen dann zur Betreuung zur Verfügung stehen um die Menschen zu betreuen. Der Landkreis brauche diese Möglichkeit der Unterbringung dringend, betonte Egenhofer. Der Landkreis werde wohl in diesem Jahr über 500 Menschen zugewiesen bekommen. Das sei fast nicht mehr zu schaffen.

Ein Anwohnerin des Gebiets beklagte sich darüber, dass die Wohnungen durch die Hegau geräumt wurden mit der Aussage, dass hier saniert werden solle. Diese Menschen hätten eigentlich ihre Wohnungen verloren. Was geschehe mit diesen, fragte sie.

OB Bernd Häusler sagte, dass man gehofft hatte, dass eine Unterbringung in der Güterstraße 1 schneller voran ginge. Das Haus sei aber von der Bahn an das Unternehmen Aurelis verkauft worden, jetzt müsse das über einen Bauantrag mit Nachbarschaftsanhörung gemacht werden, bei dem mit Einsprüchen der Bahn gerechnet wird. Das Projekt soll im Bauausschuss am 23. Juli verhandelt werden. Vor allem Probleme des Brandschutzes müssten hier Lösungen gefunden werden.

Er selbst habe die Ankündigung der Hegau Baugenossenschaft zur Unterbringung der Flüchtlinge als „schlechtes Zeichen für das Sanierungsgebiet“ gesehen und das Axel Nieburg, dem Vorstandsvorsitzenden der Hegau, auch so mitgeteilt. Die Stadt habe hier aber keine rechtlichen Möglichkeiten, wenn der Mietvertrag für eine Zeit unter einem Jahr befristet sei.

Christian Ribler beklagte eine „Dreistigkeit“, mit der dieses Projekt durchgepeitscht werde. Vor der Kommunalwahl habe es viele Versprechungen zum Sanierungsgebiet gegeben. „Die Häuser sehen ja schlimmer aus als in den Kriegsgebieten, aus denen die Flüchtlinge herkommen“, bemerkte Ribler spitz. Ein anderer Besucher unterstellte der Hegau, dass sie nun die Flüchtlinge in die Häuser lasse um die restlichen Mieter heraus zu bekommen. Es sei eigentlich auch ein Problem der Stadt Singen, die keine anderen Objekte anbieten könne, wurde unterstellt.

Harald Nobs, Verwaltungsleiter im Landratsamt, betonte, dass man im Moment von der Hand in den Mund lebe. Es gehe tatsächlich nur um 12 Monate, eben bis die Güterstraße zur Verfügung stehe. Wenn das nicht gelinge, dann müsse man zur Not sogar Turnhallen in Singen belegen. Bei den Flüchtlingen handle es sich zu 70 Prozent um alleinstehende Männer. Ludwig Egenhofer erkannte, dass in diesen Abend viele Ängste geäußert wurden. Man wolle die Bewohner aktiv informieren und biete sogar Fahrten zu anderen Unterkünften an um zu zeigen.

Axel Nieburg nahm erst nach mehrfacher Aufforderung aus dem Publikum Stellung. Die Hegau habe die Häuser von der Fitting erworben. “Die Häuser sind so marode, dass eine Modernisierung nicht mehr in Frage kommt“, so Nieburg. Es brauche eine Planung und es müssten auch alle Wohnungen erst mal frei werden. Das könne in einigen Fällen aber noch länger gehen, so Nieburg. Durch Krankheitsausfälle und Mangel an Fachpersonal sei man mit den Planungen in Verzug geraten. Deshalb habe man auf eine Anfrage des Landratsamts reagiert. Man könne hier für den Steuerzahler eine günstige Lösung anbieten, führte Nieburg weiter ins Feld. Die Hegau sei einst von Flüchtlingen gegründet worden. Man biete die Wohnungen im Schnitt für unter vier Euro an. Wann allerdings das Quartier neu bebaut werde, vermochte Nieburg nicht zu sagen. Es sei beabsichtigt einen Architektenwettbewerb zu veranstalten, das brauche Zeit. OB Bernd Häusler wollte hier allerdings die Hegau nicht aus der Pflicht nehmen. Das Sanierungsgebiet "Östliche Innenstadt" laufe bei der Förderung bald aus. Es sei beabsichtigt eine Verlängerung um zwei Jahre zu beantragen und dann solle hier schon etwas geschehen, denn Singen brauche diese Wohnungen.

Renate Weißhaar, Konrektorin der Waldeckschule merkte in der Diskussion an, dass bei der Zahl der Flüchtlinge durchaus mit 20 neuen Kindern in der Grundschule für das kommende Schuljahr zu rechnen sei. Das sei eine große Herausforderung, die die Schule überfordern könne. Da sei man auf Hilfe angewiesen. Harald Nobs merkte an, wegen der Flüchtlingswelle das Schulamt insgesamt 18 zusätzliche Klassen in den Landkreisen Konstanz und Tuttlingen zum kommenden Schuljahr mit entsprechender Personalausstattung schaffe. Auch in den Berufsschulen würden gerade neue Klassen für jugendliche Flüchtlinge geschaffen, so Nobs weiter.

OB Bernd Häusler machte in seinem Schlusswort deutlich, dass die Stadt Singen kein Interesse daran habe, die Jugendherberge nach ihrer Schließung zum Jahresende zur Unterkunft für Flüchtlinge zu machen. Sonst habe man in dem Gebiet eine Konzentration, die man so nicht wolle.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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