Unser langjähriger Chefredakteur ist im Alter von 69 Jahren verstorben
Hans Paul Lichtwald war ein Glücksfall für das Singener WOCHENBLATT
Singen. Es gibt Menschen, die eine ganze Region geprägt haben. Es gibt Artikel, Stories und Kommentare, die einem auf ewig in Erinnerung bleiben. Und es gibt Nachrichten, die einen so unvorbereitet und hart treffen, dass man glaubt, den Halt zu verlieren. Eine solche Nachricht ist die vom Tode Hans Paul Lichtwalds. Der ehemalige Chefredakteur des WOCHENBLATTs ist am Sonntag, 22. Juli, im Alter von 69 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben.
»An ihm konnte man sich reiben, er hatte ein großes Wissen und ein großes Herz. Er war ein Schlitzohr und manchmal mehr als unbequem. Er konnte zuhören, diskutieren und war da, wenn man ihn brauchte. Er war ein Unikat und ein Glücksfall für das WOCHENBLATT«, sagt der ehemalige Verlagsleiter des Singener WOCHENBLATTs, Peter Peschka, der Hans Paul Lichtwald 1992 als Chefredakteur vom Schwarzwälder Boten in den Verlag holte.
Sein Ruf als Journalist eilte Hans Paul Lichtwald meilenweit voraus, klingt noch immer nach und sein Name war und ist untrennbar mit dem Singener WOCHENBLATT verbunden. Unvergessen bleiben seine Rubriken »Bemerkenswert ist ...«, »Weltbewegendes« oder »Menschliches, Allzumenschliches«. Doch Hans Paul Lichtwalds Wirken ging weit über das journalistische Arbeiten hinaus: Er war das Sprachrohr für die Region, besonders für die Stadt Singen. Er kannte nicht nur die Hegaumetropole Singen, sondern das gesamte WOCHENBLATT-Land wie seine Westentasche.
»Hans Paul Lichtwald hat im WOCHENBLATT Vergangenes geprägt und Zukünftiges geschaffen«, sagt Verlegerin Carmen Frese-Kroll. Seinen Stempel drückte er einem besonderen Aushängeschild des Verlages auf: dem »Politischen Aschermittwoch«. Dieses von Peter Peschka initiierte Treffen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in der Scheffelhalle moderierte er souverän, mit Charme und scharfer Zunge.
Nicht nur die »Großkopferten« fürchteten seine spitze Feder, vor allem die Sorgen und Nöten der »kleinen Leute« lagen ihm am Herzen. In diesen Angelegenheiten wurde Hans Paul Lichtwald zum »journalistischen Wadenbeißer«. Ebenso typisch war sein untrügliches Gespür für Themen, die nicht auf seinen Schreibtisch flatterten, und sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit.
»Mit Hans Paul Lichtwald ist der Mann von uns gegangen, der das WOCHENBLATT zur Zeitung hat werden lassen, die gesellschaftlich und politisch in der Region relevant ist«, würdigt Verlagsleiter Anatol Hennig das Schaffen seines ehemaligen Chefredakteurs.
Journalist zu sein, hieß für ihn vor allem, das Privileg zu haben, Fragen zu stellen – und natürlich auch, Antworten zu suchen. Wegschauen und Stillschweigen war nicht seine Art. Auch politisch bezog HPL klar Position. Zu seinen politischen Weggefährten zählten unter anderem CDU-Fraktionsvorsitzender Volker Kauder und Hans-Peter Repnik, ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter.
Aber Hans Paul Lichtwald war auch ein Genussmensch durch und durch - sowohl in der Kunst als in der Kulinarik. Wie seine Leidenschaft für die Herrenjagdessen des Clubs der kochenden Männer Singen, Cucchi, zeigte.
Gefragt war er als Kunstliebhaber zudem als versierter, eloquenter und kompetenter Laudator bei unzähligen Kunstveranstaltungen und Vernissagen. Besonders am Herzen lag ihm das Theater »Die Färbe«, von dem er kaum eine Premiere verpasste. In seiner spärlichen Freizeit griff der dreifache Familienvater gerne selbst zum Pinsel und malte.
Seine alljährlichen Ausgaben der »Poppele«-Zeitung, deren Chefredakteur er war, spiegeln sein Faible für die Narretei in der fünften Jahreszeit wider. Doch auch in der übrigen Zeit hielt Hans Paul Lichtwald den Obrigen genussvoll und mit hintersinnigem Humor den Spiegel vor.
Mit seinem Tod verliert die Region einen echten Vollblut-Journalisten, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hatte und klar Stellung bezog. Hans Paul Lichtwald war aber auch Familienmensch. Er hinterlässt seine Frau Monika und drei erwachsene Kinder. Mit ihnen und allen Angehörigen trauern die Mitarbeiter des Singener Wochenblatts.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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