Vollversammlung mit Resolution zum Vergaberecht
Handwerk ist Teil der Lösung der Energie- und Klimakrise

Bei der Vollversammlung der Handwerkskammer in der Bildungsakademie Singen: Geschäftsführer Georg Hitner und Präsident Werner Rotter, Raimund Kegel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, am Rednerpult. | Foto: HWK/ Petra Schlitt-Kuhnt
  • Bei der Vollversammlung der Handwerkskammer in der Bildungsakademie Singen: Geschäftsführer Georg Hitner und Präsident Werner Rotter, Raimund Kegel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, am Rednerpult.
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Kreis Konstanz. Die Vollversammlung der Handwerkskammer Konstanz hat kürzlich in Singen getagt. In seiner Begrüßungsrede skizzierte Kammerpräsident Rottler die multiplen Herausforderungen, denen sich das Handwerk derzeit stellen müsse. Die Nachwehen von Corona seien immer noch spürbar. Hinzu kämen Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen. „Wir haben als Handwerkskammer die Brisanz erkannt und bereits im Frühsommer das sachliche Gespräch mit der Politik gesucht, um den besonders betroffenen Betrieben schnell zu helfen“, so Rottler.

Der anwesende Ministerialrat Klaus Fingerhut vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium verwies auf eine Umfrage des Zentralverbands des Handwerks, wonach 80 Prozent der Handwerksunternehmen von gestörten Lieferketten und gestiegenen Beschaffungspreisen betroffen seien. „Wir erleben gerade eine Ökonomie der Knappheit, das wirft viele Fragen auf“, so Fingerhut. Bund und Land steuerten dagegen an: Die Strom- und Gaspreisbremse sowie Gasabschlagszahlungen für Dezember würden durch das eigene Landesliquiditätsprogramm ergänzt.

„Auch mit der nun startenden Krisenberatung für kleinere Unternehmen leistet das Land einen wichtigen Beitrag, um Betriebe durch die Krise zu führen“, dankte Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner dem Landesvertreter.

Bei aller Unsicherheit hob Kammerpräsident Rottler auch die Chancen für das Handwerk in der aktuellen Situation hervor: „Wir wollen Teil der Lösung sein. Wir haben das Knowhow, die Energiewende voranzutreiben.“ Das könne allerdings nur mit ausreichend geschulten Fachkräften gelingen, betonte er. Umso erfreuter berichtete Rottler von steigenden Ausbildungszahlen in den energierelevanten Berufen wie Elektriker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Handwerk werde ein wichtiger Player bei der Gestaltung der Zukunft sein.

Vergabepolitik wichtig für Erhalt des Standorts

Damit das Handwerk seine Expertise erfolgreich einbringen kann, sind aus Sicht der Handwerkskammer allerdings faire Rahmenbedingungen notwendig, so die Mitteilung nach der Versammlung. So verabschiedeten die Vollversammlungsmitglieder ein politisches Statement, in dem sie forderten, dass Kommunen bei öffentlichen Bauvergaben fair und verantwortungsvoll handeln sollten: In der Regel komme der günstigste Anbieter zum Zuge. Bei der Vergabe sei darauf zu achten, dass Mindestlöhne und allgemeinverbindliche Tarifverträge auch bei Nachunternehmen und Verleihunternehmen eingehalten werden. Auch forderten die Handwerksvertreterinnen und –vertreter, dass vor dem Hintergrund der aktuell unvorhersehbaren Preissteigerungen beim Material auch kommunale Auftraggeber Stoffpreisgleitklauseln in Verträgen einbeziehen sollten. Öffentliche Aufträge dürften für das Handwerk nicht zum Draufzahlgeschäft werden, heißt es in dem Statement.

Qualität im Handwerk nachhaltig sichern

Hauptgeschäftsführer Georg Hiltner präsentierte im Rahmen der Vollversammlungssitzung unter anderem die Wirtschaftsplanung der Handwerkskammer für das kommende Jahr. „Ziel ist, unsere Bildungshäuser auch in schwierigen Zeiten zu sichern und zu modernisieren sowie das gesamte Leistungsspektrum der Handwerkskammer zu erhalten“.

Für mehr Qualität im Handwerk müssten auch die Zulassungsvoraussetzungen zur Meisterprüfung überdacht werden, forderte Raimund Kegel als Geschäftsführer des Berufsbildungsausschusses. Die Vollversammlungsmitglieder sprachen sich in einer Empfehlung mehrheitlich dafür aus, dass Gesellinnen und Gesellen zunächst ein bis zwei Jahre Erfahrungen im Beruf sammeln sollten, bevor sie die Meisterschule besuchten. Laut Statistik halten sich bereits jetzt die meisten an diese Empfehlung: Im Durchschnitt liegen im Handwerk knapp sieben Jahre zwischen Gesellenabschluss und Meisterprüfung.

Ehrung für Karola Ausländer

Am Ende der Vollversammlungssitzung wurde Friseurmeisterin Karola Ausländer aus Tuttlingen für ihr langjähriges Engagement in verschiedenen Handwerksgremien wie Innung, Gesellen- und Berufsbildungsausschuss geehrt. Nach über 20 Jahren als Obermeisterin der Friseurinnung Tuttlingen schied sie im Frühjahr aus dem Amt aus und erhielt hierfür bereits die silberne Ehrennadel der Handwerkskammer Konstanz.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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