Wochenblatt-Talk »Auf ein Wort« mit spannendem Trio in der Färbe
Grenzüberschreitungen und Grenzziehungen

Färbe Talk | Foto: Dr. Joachim Maier, Claudius Marx und Giorgio Behr in der Diskussion. swb-Bild: of
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Singen (of). Wie ist das mit der Wirtschaft über die Grenze hinweg, wenn man das selber macht? Viele interessante Fragen dazu wurden im Rahmen der Talkrunde „Auf ein Wort“ des WOCHENBLATT am Sonntag in der »Färbe« gestellt, und auch höchst spannend beantwortet. Schließlich saßen hier auf dem Podium mit IHK-Geschäftsführer Prof. Claudius Marx, Prof. Giorgio Behr (unter anderem BBC) und Dr. Joachim Maier (WEFA) drei wirklich wagemutige wirtschaftliche Grenzgänger, die durch ihre Schritte die Welt vergrößert haben.
„Die Wirtschaft in der Schweiz ist eigentlich zu klein, deshalb suchen wir natürlich Absatzmärkte und Deutschland ist natürlich der größte Europäische Markt, dazu sind wir vom Denken verwandt und sprechen noch die gleiche Sprache“, unterstreicht Giorgio Behr. Für Dr. Joachim Maier gab es immer pragmatische Gründe für Engagments in anderen Ländern. Denn das Unternehmen, dass im Bereich von Werkzeugen für Aluprofile ein Global-Leader ist, wurde von den Kunden vor die Frage gestellt, was denn wäre, wenn es im Singener Werk mal brenne. Norwegen oder die Schweiz waren die Alternativen, nach Thayngen waren es in die »andere Welt« gerade 15 Kilometer.
Für Joachim Maier sind die Erfahrungen mit der Schweiz durchaus positiv. Zumal das Thema Steuer schon wesentlich einfach zu handhaben sei. Auf der anderen Seite habe man ihn schon erst mal in Deutschland als »Steuerflüchtling« angesehen.
Überhaupt war die Steuer spannend: Giorgio Behr empfiehlt für Ansiedelungen den Weg in die kleineren Kantone: Dort habe man begriffen, dass alles Geld, das man erst mal in den Unternehmen lasse, zu mehr Stärke und auch Arbeitsplätzen führe. Da gebe es bei der Einhaltung aller Gesetze doch eine gewisse Flexibilität. Schließlich können die Kantone selbst ihren Steuerfuß festlegen.
„Werden in der Schweiz Hierarchien weniger zu Schau getragen?“ –Eine bewusst provokante Zwischenfrage von Claudius Marx, wobei man schnell bei den oft emotionalen Befindlichkeiten war, die so gerne das Verhältnis gespannt werden lassen könnten. Wie geht man in der Wirtschaft damit um, dass sich die Schweizer schnell duzen, aber doch auf Distanz bleiben? Dass es Spannungen gibt, ist für Claudius Marx erklärbar. Als Nachbarn hat man schließlich viele Berührungs- und damit Reibungspunkte. Und Unterschiede gibt kamen auch immer neue zutage. Giorgio Behr meinte, dass es ein großer Unterschied sei, dass die Schweizer ihre Meinung nicht lange zurück halten könnten. Claudius Marx bemerkte, dass die Unterschiede zwischen Kantonen zuweilen größer seien als zu den europäischen Nachbarn. Immer wieder spannende Vergleiche: die Schweizer lehnten einst einen Ferienanspruch von 6 Wochen ab, wohl weil sie wussten, dass dies nicht unbedingt umsonst wäre, während in Deutschland gerade die Diskussion zur 28-Stunden-Woche eröffnet wird. Die Seitenhiebe auf Fluglärm, Atom-Tiefenlager (so heißt das in der Schweiz), Taxi und Pizzastreit wurden an diesem spannenden Vormittag keineswegs ausgeklammert. Die Erkenntnis blieb: dass man eigentlich Einiges voneinander Abschauen könnte. Zum Beispiel das Schweizer Alterssicherungssystem. Oder wie man trotz weniger Abiturienten eine höhere Akademikerquote bekommt, ohne diese bei den Deutschen Nachbarn abzuwerben.
»Wer da so ganz im vereinten Europa lebt, hat‘s ja fast schon langweilig«, war an einem Nachbartisch aufmunternd zu hören.

Was der Schaffhauser Bock über diese Talkrunde geschrieben hat, kann man hier nachlesen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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