Maifeier
Gewerkschaften rufen zu Solidarität im Kampf um gerechte Arbeitsbedingungen auf
Singen. "Solidarität" war das Wort, das bei der Maifeier auf dem Herz-Jesu-Platz immer wieder betont wurde. Traditionell nutzten die Gewerkschaften diesen Tag der Arbeit, um ihre Arbeit und Forderungen an die Öffentlichkeit zu bringen.
Solidarisch ging es bereits beim ökumenischen Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche los. Neben den Beteiligten der christlichen Kirchen, Pfarrerin Andrea Fink-Fauser, Dekan Matthias Zimmermann, Betriebsseelsorgerin Heike Gotzmann und dem Netzwerk Kirche und Arbeitswelt mit Betriebsrätinnen und -räten sowie Gewerkschaftsmitgliedern, trugen in diesem Jahr auch das Forum Religionen mit Gebeten zum Verlauf bei. Es beteiligte sich das buddhistischen Zentrum in Radolfzell, die türkische und syrische Glaubensgemeinschaften Singen sowie das Gebetszentrum Rabbaniyya in Eigeltingen. Musikalisch wurde der Gottesdienst durch die Band Horizont vom mittleren Hegau umrahmt.
Auch beim Fest selbst war trotz des durchwachsenen Wetters recht viel los, bemerkte Frederic Striegler, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall SIngen. Im vergangenen Jahr seien bei besserem Wetter weniger Leute da gewesen. "Es geht wieder nach oben, nach Corona." Auf Einladung von Striegler sprach die SPD-Bundestagsabgeordnete Lina Seitzl zu den Feiernden. Angesichts steigender Lebenserhaltungskosten sei es "gut und wichtig, dass die Gewerkschaften da sind, dass die Beschäftigten da sind und zeigen, was sie können", sagte sie. Sie kritisierte den "Wirtschaftsflügel der CDU" dafür, das Streikrecht einschränken zu wollen und versicherte, dass sich die SPD dagegenstelle.
Als Hauptredner war Uwe Hildebrandt, NGG-Landesbezirksvorsitzender Südwest, in die Stadt am Hohentwiel gekommen. Man stehe vor neuen Herausforderungen, sagte er. Zu den Aufgaben gehöre, den Klimawandel zu stoppen und ein Ende von Krieg und Aufrüstung. "Wir wollen gemeinsam Dinge in die richtige Richtung bringen." Die Gewerkschaften hätten bereits viel erreicht, aber in Baden-Württemberg befinde sich nur jeder zweite Arbeitnehmer im tariflichen Schutz. Jedem Beschäftigten ohne Tarifvertrag fehlen 680 Euro brutto. Konkret kritisierte Hildebrandt Edeka, deren Tochter Bäckerbub aus dem Tarif ausgestiegen sei. Edeka liebe vielleicht Lebensmittel, aber nicht die Beschäftigten. Er forderte von der Landesregierung, öffentliche und mit Steuergeldern finanzierte Aufträge nur an tarifgebundene Unternehmen zu vergeben.
Kritik gab es vom NGG-Landesbezirksvorsitzenden auch für Arbeitnehmer, die die Arbeitszeiten erhöhen wollen. Arbeitnehmer bräuchten einen guten Rahmen. Der Angriff auf das Arbeitszeitgesetz sei das Gegenteil. "Finger weg vom Arbeitszeitgesetz. Das ist nicht die Lösung für den Fachkräftemangel." Und auch eine Erhöhung des Rentenalters lehnte der Gewerkschafter ab. Die, die Arbeit bis 71 Jahre fordern, hätten selbst nie 40 Jahre lang Kisten geschleppt, kritisierte er.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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