Kritik an Gewerbegebieten, Windenergieanlagen und Kiesabbau
Geschichtsverein mahnt zu verantwortungsvollem Umgang mit Landschaft
Singen. Mit deutlichen Worten meldete sich der Vorstand des Hegau-Geschichtsvereins wegen des Umgangs mit der Hegau-Landschaft zu Wort. Vorsitzender Wolfgang Kramer forderte einen sparsameren Umgang mit dem „endlichen Gut“ Boden im Hegau. Quadratmeterpreise für vollerschlossenes Gewerbeland in verschiedenen Gemeinden von unter 50 Euro würden niemand zum Sparen zwingen und zur Zersiedelung der Landschaft beitragen.
Der Hegau-Geschichtsverein befürwortet den Umstieg in der Energieerzeugung von fossilen zu erneuerbaren Formen, doch er kann sich nicht vorstellen, dass zwei Windräder, die in der Höhe den umliegenden Hegaubergen Konkurrenz machen, mitten im Hegau auf den Kirnberg bei Steißlingen gebaut werden. Wiechs am Randen wäre ein guter Ort für solche Windkraftanlagen, aber nicht mitten in der Kulturlandschaft Hegau, zumal es sich bei Steißlingen um windarme Standorte handelt. Dort würden sie die Hegau-Landschaft nicht nur stören, sondern sogar zerstören. Kramer appellierte an die Bürgermeister und Gemeinderäte, verantwortungsbewusster mit der „Hegau-Landschaft als Ganzes“ umzugehen.
Der Hegau-Geschichtsverein sieht es satzungsgemäß als seine Aufgabe, zu Themen Stellung zu nehmen, die Kultur und Landschaft des Hegau berühren. Deshalb werden solche Punkte wie auch der geplante Kiesabbau im Gewann Dellenhau zwischen Gottmadingen und Singen, jedoch auf Hilzinger Gemarkung, auf der Mitgliederversammlung häufig aufgegriffen. Auch hier forderte der Verein lieber den Kies für künftige Generationen im Boden zu lassen als zu exportieren.
Mit Genugtuung konnte Vorsitzender Kramer berichten, dass die Initiative des Vereins, auf den Friedhöfen die Grabsteine von bedeutenden Persönlichkeiten stehen zu lassen und nicht nach der Ruhezeit abzuräumen, von einigen Hegau-Gemeinden aufgenommen und umgesetzt wurde.
Im Jahr 2016 hat der Verein mit seinen Arbeitskreisen 55 Vorträge, Führungen und Exkursionen angeboten und sein 320-seitiges Jahrbuch zum Thema „Kunst- und Künstlerlandschaft Hegau“ herausgeben. Um diese stolze Leistungsbilanz, so der Vereinsvorsitzende, werde der Hegau-Geschichtsverein von anderen Geschichtsvereinen öfters beneidet. Auch wenn im Berichtsjahr 20 Personen dem Verein beigetreten sind, musste er wegen vieler Sterbefälle und Austritte aus Altersgründen und wegen Wegzugs erstmals einen Rückgang von 17 Personen gegenüber 2015 hinnehmen. Er hatte zum Jahresende noch immerhin 1125 Mitglieder und zählt damit zu den mitgliederstärksten im Land.
Trotz dieses Wehmutstropfens will der Verein auch in diesem Jahr wieder über 50 Veranstaltungen anbieten und neben dem Jahrbuch – diesmal zum Thema „Denkmalpflege – Heimatpflege“ – den 7. Band in seiner Reihe Kunstschätze herausgeben, der sich den kunstgeschichtlichen Preziosen des Frühmittelalters und der Romanik am westlichen Bodensee widmet. Das Buch soll im November erscheinen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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