Theater in der Gems
Gerd Zahner über »Verlorene Bilder«

Der Singener Autor Gerd Zahner hat sich in seinem neuen Stück die »Verlorenen Bilder« des Singener Malers Curth Georg Becker vorgenommen. Am Dienstag feiert es Premiere in der Gems.  | Foto: swb-Bild: of/Archiv
  • Der Singener Autor Gerd Zahner hat sich in seinem neuen Stück die »Verlorenen Bilder« des Singener Malers Curth Georg Becker vorgenommen. Am Dienstag feiert es Premiere in der Gems.
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Singen. Der Singener Autor Gerd Zahner hat sich für sein neues Stück den Singener Maler Curt Georg Becker vorgenommen, der in der Kulturgeschichte der jungen Stadt unterm Hohentwiel neben Otto Dix im Kulturverständnis eine doch sehr bedeutende Rolle spielt. Zahner will mit »Verlorene Bilder« aber einen ganz anderen Blick auf den expressiven Künstler werfen, der in der Nachkriegszeit einer der Initiatoren der »Singener Kunstausstellungen« war, die aus der Arbeiterstadt durch die Präsentation der "Höri-Künstler« eine moderne Kulturstadt machen wollten. Premiere ist am Dienstag, 26. April, 20 Uhr im Saal der Gems, die auch als Veranstalter fungiert.

Curth Georg Becker wurde 1904 in der Scheffelstraße in Singen geboren und starb 1972 ebenfalls in Singen. Er gehörte zum Kreis von Malern wie Macketanz, Heckel und Dix. Zwei seiner Bilder wurden 1937 im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ durch die Nazis beschlagnahmt und zerstört. 1940 wurde Becker zum Kriegsdienst eingezogen, aus dem er 1946 zurückkehrte. Becker hatte ab 1933 ein Atelier in Berlin gehabt, wo es in nach dem Studium im Rheinland zog. Bei einem Luftangriff auf den Anhalter Bahnhof im Februar 1945 wurden 170 seiner Bilder zerstört. Seine Frau wollte sie in Sicherheit vor der heranrückenden Roten Armee bringen, währende Becker selbst in Russland war.

Gerd Zahner schreibt zu seinem Stück „Verlorene Bilder“: Wir haben kein Bewusstsein für Babyn Jar und Rowno (beides Städte in der Ukraine, in denen 1941 von deutschen Truppen Massaker an der jüdischen Bevölkerung vollzogen wurden). Sie sind von uns nicht erfasst und aufgenommen. Die Kunst hat es nicht bearbeitet, die Aufarbeitung ist nie vollzogen. Künstler wie Becker schwiegen. Sie haben es gesehen und schwiegen. Sie entwarfen für sich eine andere Geschichte. Ein Stück deutscher Verdrängung spiegelt sich in Curth Georg Becker, der einst Ateliernachbar von Paul Klee war, zu den großen Höri-Malern zählt und der als Professor nach dem Krieg Studenten unterrichtete. Über 30 000 Menschen wurden damals von der SS vor einem Leichengraben erschossen. Kinder, Frauen, Männer. Rowno ist das zweite Babyn Jar. Und einer der großen Künstler schweigt. Er trauert um seine verlorenen Bilder und begreift nicht, dass die Bilder von Rowno, die nie geschaffenen Bilder des Schreckens, die schmerzhaft verlorenen Bilder sind.«

Die Regie hat Mark Zurmühle (von 2017 bis 2020 unter Prof. Christoph Nix Schauspieldirektor des Stadttheater Konstanz, der auch das Stück »Die Reis'« über die »Jenischen« in Singen in der Scheffelhalle für Gerd Zahner inszenierte), als Schauspieler auf der Bühne agieren Georg Melich und Andreas Klumpf, die auch bei »Die Reis'« mit dabei waren. Filmaufnahmen aus Berlin steuert Aaron Bircher bei.

Nach der Premiere gibt es weitere Aufführungen vom 27. bis 30. April, jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es über 07731/66557 oder www.diegems.de

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Presseinfo aus Singen

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