Stadt kritisiert ablehnende Haltung der Landesregierung bei der Finanzierung
Gelder für Digitalisierung der Singener Schulen nötig
Singen. Die Ausrüstung mit digitalen Medien in den Schulen gerät durch die Haltung der Landesregierung bei der Finanzierung des Vorhabens ins Stocken. Die Städte können diese Herkulesaufgabe alleine finanziell nicht schultern.
Bürgermeisterin Ute Seifried sieht hier das Land in der Pflicht: „Die neuen Bildungspläne in Baden-Württemberg setzen neben Computerräumen in den Schulen auch die Vollvernetzung und Vollausstattung mit digitalen Medien voraus. Diese große finanzielle Investition können wir als Stadt alleine gar nicht stemmen. Wir brauchen dringendst die Unterstützung durch das Land.“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Trotz Intervention auch seitens des Städtetages sieht die Landesregierung sich selbst dabei aber offenbar nicht in der Pflicht. Die Städte hätten schließlich die Aufgabe, die Schuldigitalisierung voranzubringen und zu finanzieren. Laut Berechnungen des Städtetages kostet die Digitalisierung die Schulträger in Baden-Württemberg rund 1,8 Milliarden Euro. Die aus dem Bundesprogramm in Aussicht gestellten 650 Millionen Euro werden somit nur ein Drittel decken. Bislang sind die Fördergelder des Bundes aber noch längst nicht überwiesen worden.
Bürgermeisterin Ute Seifried drängt darauf, dass die Umsetzung der Schuldigitalisierung möglichst rasch beginnen kann. In Singen braucht es dazu rund 2,0 bis 2,5 Millionen Euro, um alle Schulklassen fit für die digitale Zukunft zu machen. Viel Geld, das im Stadtbudget allerdings nicht vorhanden ist. „Wir fühlen uns von der Landesregierung im Stich gelassen. Es kann nicht sein, dass wir als Stadt diese wichtige Zukunftsaufgabe allein zu tragen haben. Nur zusammen mit dem Land lässt sich diese große Aufgabe stemmen“, sagt Ute Seifried.
Hintergrund und Berechnungen des Städtetages Baden-Württemberg Das Leitbild der Multimedia-Empfehlungen 2002 sind Computerräume in den Schulen, ggf. ergänzt um einzelne „Medienecken“. Die neuen Empfehlungen 2016 beruhen auf den neuen Bildungsplänen 2016. Sie setzen demgemäß neben Computerräumen die Vollvernetzung und Vollausstattung der Schulen voraus.
Das erfordert die leistungsfähige Breitbandanbindung der Schulen plus WLAN und moderne Präsentationstechnik in allen Unterrichtsräumen. Berufliche Schulen haben besondere Anforderungen, die hier unberücksichtigt bleiben, weil in den Multimediaempfehlungen nicht spezifiziert bzw. derzeit in Erprobung(Tablet-Projekte). Sie verursachen bei den Schulträgern gleichwohl natürlich erhebliche Kosten.
An den öffentlichen Schulen des Landes gibt es laut Statistischem Landesamt ca. 60.000 Klassen. Neben den Räumen für diese Klassen dürften mindestens 10.000 Fach- und Lehrerräume auszustatten sein, ergänzend ggf. auch andere Räume.
Pro Unterrichtsraum fallen ca. 18.000 Euro an, davon für ein leistungsfähiges WLAN einschl. baulicher Maßnahmen und Komponenten ca. 10.000 Euro, für Präsentationstechnik, Computer und Mobiliar ca. 8000 Euro. Ein Klassensatz (30) mobiler Endgeräte plus Zubehör und Gerätekonfiguration kostet ca. 30.000 Euro. Folgende landesweite Kostenhochrechnung ergibt sich hieraus (nur Basisausstattung): - Breitbandanbindung: 4500 Schulen x 90000 Euro = 405 Mio. Euro - Unterrichtsräume: 70000 Räume x 18000 EUR = 1260 Mio. Euro - Klassensatz mobiler Endgeräte2: 2000 Schulen x 30000 Euro = 60 Mio. Euro - Support für Basisausstattung (jährlich): 250000 Geräte x 100 Euro x 3 Jahre Laufzeit = 75 Mio. Euro Erstbedarf gesamt: 1,8 Mrd. Euro Dabei zu beachten: Kurze Abschreibungszeiten der Geräte, kontinuierlicher Ausbau gefordert. Falls das Bundesförderprogramm („5-Wanka-Milliarden“) 2018 kommt, kann das Land auf ca. 650 Mio. Euro hoffen. Diese Mittel werden ggf. also nur etwa ein Drittel der Basisausstattung decken, heißt es.
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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