Singen
Friedens-Demo mit fragwürdigen Gästen

Beifall von den Demo-Teilnehmern für Veranstalter Helmut Happe am Samstag auf dem Singener Rathausplatz, als er die Bühne für Heidi Wirsch frei machte. | Foto: swb-Bild: Ute Mucha
  • Beifall von den Demo-Teilnehmern für Veranstalter Helmut Happe am Samstag auf dem Singener Rathausplatz, als er die Bühne für Heidi Wirsch frei machte.
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Singen. Sie wollten ein Zeichen setzen mit ihrer Demonstration am Samstag in Singen, die ausdrücklich ohne politischen Hintergrund und ideologischen Kennzeichen sein sollte: „Es geht einzig und allein um den Frieden“, betonte Helmut Happe als einer der Veranstalter der Kundgebung und des Demonstrationszugs, die von der Stadt Singen genehmigt wurden.

Gerechnet haben die Veranstalter mit etwa 300 Personen, tatsächlich versammelten sich gut 150 TeilnehmerInnen am Samstagmittag auf dem Singener Rathausplatz. Mit weißen Friedenstauben auf den Fahnen und der Forderung „Frieden schaffen ohne Waffen“ auf Plakaten, die auf den ersten Blick an den Berliner Appell aus dem Jahr 1982 von Robert Havemann und Rainer Eppelman für eine neue Friedensordnung erinnerte. Mit einem Friedensgebet und einer Schweigeminute für „alle Menschen in Kriegsgebieten“ unterstrich Mitveranstalterin Heidi Wirsch das Bedürfnis, „öffentlich Stellung gegen Krieg zu beziehen und zu zeigen, dass wir gegen Waffen sind.“ Auch Helmut Happe appellierte an die „Freunde des Friedens“ auf dem Rathausplatz: „Seid ein Vorbild, seid nicht aggressiv, der Frieden kommt aus uns selbst.“

Doch diesen Appell nahm sich wohl nicht jeder zu Herzen, denn ganz ohne aggressive Statements, skurrile Behauptungen und Verunglimpfungen verlief das scheinbar friedliche Happening dann doch nicht. Die Nähe zu Corona-Kritikern und dem „Manifest für Frieden“ der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und Emma-Gründerin Alice Schwarzer war unverkennbar, als die Journalistin Stef Manzini auftrat und kräftig gegen etablierte PolitkerInnen und „ignoranten Medien“ austeilte, „Linke und Grüne als Kriegstreiber“ bezeichnete, sich über die „wirkungslose Corona-Impfung“ mokierte und wetterte, dass „alle kritischen Menschen in die rechtsextreme Ecke gedrängt“ würden.
Als weitere Gast-Redner folgten der Journalist Nico da Vinci aus Radolfzell, der ehemalige Major und Friedensaktivist Florian Pfaff aus Rott am Inn und Ralph T. Niemeyer aus München, Ex-Ehemann von Sahra Wagenknecht, der auch schon der „Querdenker“-Szene zugeordnet wurde und mit einer fragwürdigen Russlandreise von sich reden machte.

Für Veranstalter Happe, der vor zwei Jahren noch als Gegenkandidat bei der Singener Oberbürgermeisterwahl auftrat, steckte in deren Aussagen zwar manch Wahres. Doch bei der nächsten Demo wolle er sich dann die Konzepte der RednerInnen vorher lieber ansehen. „Da müssen wir sensibler darauf achten, wer spricht“, so Helmut Happe. Auch Heidi Wirsch war zwar nicht mit allem, was auf der Bühne proklamiert wurde, einig, doch sie hatte den Demonstranten auf dem Markt vorab ihre vier „Wunschredner“ angekündigt. Aber, gab sie zu, „was die RednerInnen sagen, bestimmen nicht wir.“ Unterm Strich stehe man zu der Veranstaltung und übernehme natürlich auch die Verantwortung, wenn etwas schieflaufe, fügte Happe hinzu.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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