Fiedler's Tag vom 9. November 2013
Heute ist einer jener Tage, die nicht mehr aus dem Gedächtnis weichen dürfen. Am 9. November 1938, vor 75 Jahren, wüteten auch bei uns in der Region die Nazi-Schergen, um Synagogen in Konstanz, Gailingen, Wangen und Randegg in Flammen aufgehen zu lassen. Und das waren keine Menschen, die von irgendwoher kamen, sondern welche von hier. So wie auch die in diesen Gemeinden lebenden Juden welche von hier waren. Und auch in Singen begann die „Säuberung“ mit dem Ziel das Fremde aus der Stadt heraus zu bekommen.
Es ist ein Tag, der natürlich inzwischen glücklicherweise eine Doppeldeutigkeit erhalten hat, denn just nächstes Jahr dürfen wir an diesem Tag auch 25 Jahre Mauerfall gedenken.
Eine Reihe von Veranstaltungen gibt es an diesem Wochenende. So wird es in Wangen auf der Höri am heutigen Samstag, 9. November, 17 Uhr, eine Gedenkfeier geben. In Konstanz wird die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen am Samstag eine gemeinsame Veranstaltung durchführen, die aber doch wohl nicht so wichtig genommen wird, dass man sie auf der Homepage der ACK Konstanz vermerkt hätte. Dafür informieren die Volkshochschule, die Initiative Stolpersteine, und die Deutsch-Israelische Gesellschaft am Sonntag, 10. November, 11 Uhr, im Astoria-Saal in Konstanz mit der Zeitzeugin Margot Dreifuss-Heim (geboren 1930 in Konstanz, 1939 geflohen) über die Finsternis, unter deren Deckmantel so viele Verbrechen möglich wurden. In Radolfzell lädt der Verein Weltkloster dazu ein, in der Nacht von heute auf Sonntag Blumen an neuen Mahnmal der einstigen SS-Kaserne niederzulegen.
Ganz besonders gestaltet wird die Gedenkfeier an der ehemaligen Synagoge in Gailingen (sie ist oben abgebildet, so wie man sie an der wirklich bewundernswert schlicht gestalteten Gedenkstätte sehen kann), denn dort werden am Sonntag, 10. November, 17 Uhr, Schülerinnen und Schüler der Hochrheinschule aus den Erinnerungen der Rabbinersfrau Jenny Bohrer lesen, die die unbeschreibliche Angst vor der willkürlichen Gewalt dieser Nacht gnadenlos zum Ausdruck bringen.
In Singen erinnert man sich gerne an das Konzert von Professor Schreier von 25 Jahren, der in der Herz-Jesu-Kirche Arnold Schönberg interpretierte. Dieses Jahr gibt es zu diesem Thema nichts, denn Hans-Peter Storz, sonst schon emsig für die Initiative Stolpersteine unterwegs, zieht an diesem Wochenende die Halbzeitbilanz seines Landtagsmandats.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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