Fiedlers Tag vom 30. Oktober 2018
Vier Jahre Arbeit für 90 Minuten. Das macht deutlich, wie viel Dichte der nun vorgestellte Film "Der Chronist" aufweist, in den diese ganze Geschichte der Zwangsarbeiter in Singen, der Nazi-Herrschaft in der damals tiefbraunen Maggi, aus den Zeiten, da Flüchtige in der ALU sogar erschoss, reingepackt wurde. Der Film von Marcus Welsch kommt natürlich spät, aber zum Glück nicht ganz zu spät. Über 70 Jahre nach dem Kriegsende leben viele der Zangsarbeiter nicht mehr, andere Zeitzeugen, die bereits als junge Menschen mit den berüchtigen Güterzügen - in umgekehrter Richtung als die KZ-Todeskandidaten- in die Arbeitslager nach Deutschland transportiert wurden, sind natürlich ganz schön betagt, wenn auch ihre Erinnerungen noch recht lebendig sind. Schade ist, dass es so lange ging, bis eine solche Dokumentation überaupt auf den Weg gebracht wurde - aus heutiger Sicht. Der Film ist mehr als nur Mahnmal für ein sehr finsteres Kapitel Singener Stadtgeschichte. Er ist ein Beispiel dafür, dass man aus Geschichte lernen kann. Insofern bleibt nur zu wünschen, dass der "Spirit" von Wilhelm Waibel schon bald vielen Menschen zugänglich gemacht werden kann, denn nach seiner Premiere in Singen ist der Streifen aufgrund von Festivalbewerbungen erst mal unter Verschluss.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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