Fiedlers Tag vom 27. Mai 2018

Manche Nachrichten brauchen trotz modernster und schnellster Medien doch eine Weile, bis sie im Hegau ankommen. Vielleicht auch weil eine Grenze dazwischen liegt. Denn bereits am Pfingstsamstag ist mit 91 Jahren der Zürcher Pfarrer Ernst Sieber verstorben. Er war vielleicht der bekannteste Pfarrer der Schweiz gewesen, der sich schon seit der großen "Seegfrörni" in 1963 für die Menschen ohne Obdach in dem reichen Land einsetzte. Sein Augenmerk galt insgesamt denen, die am Rand der Gesellschaft landeten, Menschen mit Suchtproblemen. Im Nachgang der Vorgänge rund um den "Platzspitz" in Zürich, wo es Versuche einer offenen Drogenszene mit entsprechendem Tourismus aus der deutschen Nachbarschaft gab, reichte der Wirkungskreis des sehr beherzten Pfarrers auch bis in den Hegau. Er übernahm den "Spießhof" auf der Gemarkung Ramsen / Hofenacker, der sozusagen direkt an der Grenze lag, mit seinem Parkplatz gar auf deutschem Gebiet. Dort kamen Menschen hin, die hier mit ihrer Hände Arbeit zurück in ein Leben auf eigenen Füßen finden wollten. Das löste mächtig Unruhe in der Hegauer Nachbarschaft aus, denn es wurde natürlich eine "Drogenproblem" befürchtet und Übergriffe inklusive Beschaffungsriminialität. Da musste Sieber gar im Gottmadinger Gemeinderat antreten, um sorgen zu zerstreuen. Mit Erfolg, denn um den Spießhof lieb es die meiste Zeit ziemlich ruhig. Die Bewohner mussten für ihr Auskommen in der Landwirtschaft unter dem Motto "Selber huuse" auch ganz schön anpacken. Seit 2004 leitet schon seine Tochter Ilona Sieber die Dorfgemeinschaft Spiesshof, die Teil einer umfangreichen Stiftung ist. Der Spießhof solle autonom funktionieren, wurde immer wieder unterstrichen.

Ein schöner Nachruf auf diesen großen Kämpfer für die Menschen kam dazu aus Zürich von der NZZ.