Fiedlers Tag vom 21. August 2021

Der Hindukusch, an dem Europa verteidigt werden sollte, ist manchmal gar nicht so weit weg vom Bodensee. Während sich in diesen Tagen die Politiker die Augenreiben müssen, weil sie die Situation vor Ort trotz der Erfahrung aus 20 Jahren Bundeswehr-Einsatz kein bisschen kapiert haben, kristallisiert sich heraus, das auch in der Region durchaus die Vorzeichen gesehen, der Durchmarsch der Taliban schon vorausgesehen wurde. Denn schon im Juni schrieb die FGL aus Konstanz zusammen mit der Kreistagsfraktion einen offenen Brief an den Bundestagsabgeordneten Andreas Jung. Der Briefwechsel ist leider nur auf der FGL-Homepage zu finden, sogar der Grüne Kreisverband hat ihn offentsichtlich ignoriert, weil der ganz auf Wahlkampf gepeilt ist.

"Sämtliche Truppen, darunter auch die Deutsche Bundeswehr, verlassen in den nächsten Wochen Afghanistan. Afghanische Ortskräfte, Dolmetscher, Fahrer, Reinigungskräfte oder Handwerker, die für deutsche Behörden und Organisationen tätig waren, schweben in Lebensgefahr. Auch ihre Familien drohen von den Taliban angegriffen und misshandelt zu werden, um Eltern, Brüder oder Onkel für deren Kooperation mit dem Westen zu bestrafen", ging schon am 9. Juni an den Abgeordneten aus dem Kreis Konstanz in Berlin. Sich nach den Einsätzen um die Sicherheit des anvertrauen Personals zu kümmern, sei Kennzeichen deutscher Politik und müsse auch für künftige Einsätze gelten, antwortete Jung darauf und hob freilich darauf ab, dass man für weitere Entwicklungspolitische Arbeit auf die Kräfte vor Ort auch angewiesen sei. Es kam ja ziemlich anders, wie die letzten Tage auf schockierende Weise zeigten und der Schriftwechsel wurde auch deutlich schärfer, nachdem ein Unterstützungs-Antrag der Grünen im Bundestag von der CDU abgelehnt wurde. Jetzt wird Jung in einem weiteren Schreiben dieser Woche nochmals seinen Satz "Ich unterstütze ausdrücklich die Anstrengungen der Bundesregierung, gefährdeten Ortskräften eine Perspektive in Deutschland zu bieten und auf dem Weg dahin Hürden abzubauen", erinnert. Doch für vieles ist es natürlich schon viel zu spät. Den ganzen Briefwechsel gibt es der FGL-Homepage unter "Afghanische Ortskräfte".