Fiedlers Tag vom 21. April 2018
Wars am Ende viel zu viel Rauch um wenig? Hakenkreuze wurden keine ausgegeben zur Premiere von "Mein Kampf« in der Version von Regisseur Serdar Somuncu am Freitagabend im Theater Konstanz. Die Leute, die sich im Vorfeld dazu bereit erklärt hatten, gegen freien Eintritt eine Hakenkreuzbinde während des Stücks zu tragen, hätten angesichts der Trubels darum in den letzten Tagen den Rückzieher gemacht, gab es am Freitagabend zu erfahren. Deshalb gab es auch für die anderen Besucher keine Davidsterne, um Täter und Opfer gemeinsam im Saal zu haben. Dafür gab es jede Menge Fernsehteams und auch Polizeikräfte, weil ja so Einiges befürchtet wurde. Freilich: nur einen Buh-Ruf gab es am Ende des Stücks, das Serdar Somuncu versuchte mit mancher Verknüpfung in die Gegenwart, mit einem "Trump" auf der Bühne und Bezügen bis zur AfD oder Lampedusa, oder gar der »Wicked Games«-Version von Pippilotti-Rist. Am Schluss bleibt die Erkenntnis, dass das Original von George Tabori gewiss viel radikaler gewesen ist vor über 30 Jahren. Aber das hätte man wahrscheinlich heute noch viel weniger vertragen. Eins muss man sagen: sehr gut gespielt vom Ensemble. Und dass man »Mein Kampf« in dieser Version auf jeden Fall gesehen haben sollte, um mitreden zu können. Insofern war die Sache mit den Hakenkreuzen, die dann letztlich zum Finale vom Theaterhimmel regneten, tatsächlich ein gelungener Marketing-Schachzug.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare