Fiedlers Tag vom 20. Februar 2020
"Geldbeutelwäsche" hat in manchen Narrenverein in der Nacht vor Aschermittwoch Tradition und vielmals wird wahrscheinlich "Wir kommen alle, alle in den Himmel" gesungen in feuchtfröhlichen Runden. Fastnacht ist in vielen Dörfern ja auch Anlass für manchen besonderen Patriotismus, bei denen die Menschen aus den Nachbargemeinden verunglimpft werden. Es ist freilich eine Zeit, in der so was auch geht, bei überall Fastnacht drüber steht. Doch auch da gibt es Grenzen. Denn Fastnacht war vor allem in der Nachkriegszeit für manche gutgedienten Mitmacher der Nazi-Diktatur die beste Gelegenheit, mit ihrem Gedankengut nicht aufzufallen. Der Stockacher Willi Hermann, der dann in der Konstanzer Fastnacht ein Star mit seinen Liedern wurde, war so einer gewesen. Die Flecken auf seiner Weste wurden erst lange nach seinem Tod wahrgenommen, denn da waren sie schon immer. Das Debakel eines Auftritts der Hegau-Bodensee-Narrenvereinigung in Berlin, bei dem unbedachterweise Hermann-Lieder vor laufenden Kameras angestimmt wurden, zieht inzwischen seine politischen Kreise, zumal unter den Sängern auch der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung gewesen war. Das sorgt für eine vielfache Diskussion, wie "sauber" die Fastnacht von der braunen Vergangenheit gereinigt werden muss. Sogar die Jusos, von denen man sonst eher gar nichts hört haben sich in die Diskussion per Medienmitteilung eingeschaltet und rügen Jung ob seines "„hilflosen Zurückruderns“ mit seiner Entschuldigung für den Auftritt im Nachhinein. Hoffentlich ist das nun aber nicht auch nur eine Aktion, mit der man selbst politisch Punkten will. Denn dafür sollte die Hochzeit der Narren dann nicht auch noch missbraucht werden.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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