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Fiedlers Tag vom 2. April 2021

Fiedlers Tag | Foto: Schoepfung 2

Kirche lebt natürlich von Begegnung. Bei all den Nachrichten von Absagen für Veranstaltungen, die eigentlich im Herbst 21 geplant waren, wie der große Bodensee-Kirchentag in Schaffhausen, der letztes Jahr schon die Reißleine ziehen musste, macht es mehr als nachdenklich, wie die nähere Zukunft eingeschätzt wird. Doch dort sieht man für den Herbst offensichtlich kein Land und hofft nun auf den September 2022: «Allerdings wird auch jener Termin nur dann realisiert werden, wenn bis zum Herbst dieses Jahres die Zeichen eindeutig so stehen, dass eine Präsenz Veranstaltung möglich ist», heisst es in einem Schreiben des Präsidenten und der Geschäftsleitung. Hintergrund ist die Einsicht, dass ein Kirchentag von wirklichen Begegnungen lebt. Das ist ein Stein, der schon mal dieses Jahr an Ostern drangehängt wird.

Und viele mögen sich bei all den Einschränkungen freuen auf diesen Frühling: Doch auch die Landesgartenschau in Überlingen, auch schon für 2020 vorbereitet, die am 9. April mit dem Nachholtermin ihre Toren öffnen wollte, musste ihre Pläne am Gründonnerstag kappen: Weil auch im Bodenseekreis der Inzidenzwert als immer noch verbindliche Messlatte seit einigen Tagen bei über 100 positiv Getesteten pro 100.000 Einwohner liegt, musste der Start verschoben werden. Nun sitzen die Veranstalter auf dem Stängchen und müssen warten, bis der Landkreis diese Marke für fünf Tage unterschritten hat. Dann könne so lange geöffnet werden, bis man wieder drei Tage drüber läge. Ob das eine Perspektive ist?

Schlechte Nachrichten gibt es ja auch leider aus Tübingen, der Modellstadt, der es wohl jede Stadt und Gemeinde im Land aktuell am liebsten gleichtun würde. Der Landkreis liegt mit einer Inzidenzzahl von 131 derzeit eigentlich sogar etwas über dem Landesschnitt, nur knapp unter dem Wert des Landkreis Konstanz, der am Donnerstagabend mit 133 gehandelt wurde. Und die Stadt ist nun auch kurz vor der 100er-Marke angekommen. Kein Wunder, sage viele, denn die Modellstadt zog in den letzten Tagen ungewöhnlich viele Schaulustige wie Shopping-Touristen an, die mal wieder etwas Freiheit genießen wollten mit einem Tagespass. "Ist ihr Modell schon gescheitert", war die Frage des Tages gestern im ZDF an Boris Palmer, der nun zurückrudert, und schon für den Donnerstag die Ausgabe von Tagespässen für Auswärtige gestoppt hatte und hofft, damit das Ruder noch herum zu reissen. Der Spieleinsatz ist hoch für die Universitätsstadt. Denn wenn das Modell "Testen für Freiheit" dort nicht hinhaut, werden es auch die vielen Anfragen der anderen, die genauso nach etwas Luft schnappen, ziemlich schwer haben.

Und wer einmal am gestrigen Donnerstagabend im Singener Süden unterwegs war, der gewiss kein "Herosé-Park" wir in Konstanz als Party-Hotspot ist, und für der ja wie viele weitere Plätze am See noch am Donnerstag mit einem Alkoholverbot für die ganzen Osterferien belegt wurde, weiß was die Stunde für diese Feiertag geschlagen hat. Dort gab es Völkerwanderungen, zu Fuß und auf vier Rädern rund um die Schnellrestaurants trotz untersagtem "Carfreitag" für die Tuning-Szene. Die Erinnerung bringt Kurioses zu Tage: bis vor kurzem gab es ja sogar noch "Tanzverbot" zwischen Karfreitag und dem Ostermorgen. Auch ohne Corona sind wir davon schon meilenweit entfernt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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