Fiedlers Tag vom 16. Februar 2021

"Kunst ist nicht entbehrlich. Um zu zeigen, wie eine Gesellschaft in der Zukunft respektvoll zusammenleben kann, braucht es Visionen und Fantasien. Es braucht Resonanzräume, die Feedback geben und weiterdenken lassen. Tatsächlich erleben wir gerade jetzt, dass Kultur den Menschen Hoffnung gibt. In einer Zeit der Verunsicherung, der Vereinsamung – in einer Zeit, in der immer mehr Menschen mit Fahnen rechter Gesinnung demonstrierend durch die Städte ziehen und Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker mehr Aufmerksamkeit bekommen, als das Pflegepersonal der Krankenhäuser und Altenheime", sagt die Konstanzer Intendantin Karin Becker angesichts der jüngsten Beschlüsse zur Verlängerung des Lockdowns am letzten Mittwoch. Denn dabei gibt es für die Kultur noch keine wirkliche Perspektive zum Ausstieg und für ein Leben "nach Corona" oder zumindest der dadurch von der Politik ausgelösten Beschränkungen.

Aber nicht nur die Kultur wird unruhiger angesichts der aktuellen Perspektivlosigkeit, in vielen Wirtschaftsbereichen rumort es immer deutlicher. "Ich glaube dass es nicht gerichtsfest ist, Friseure am 1. März zu öffnen und im Laden nebenan dürfte man keine Schuhe kaufen" machte auch Dr. Hans-Ulrich Rülke bei einem virtuellen Wahlkampfauftritt am Montagabend mit den hiesigen FDP-Kandidaten deutlich, denn da sei keine Linie erkennbar. Der FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag zählte dabei auf, wie oft schon die Parameter in diesem einen Jahr Corona-Politik gewechselt wurden, was jetzt mit den Ausgangssperren an deutlichsten geworden sei: Man habe sie erst für Hotspots mit Inzidenzzahlen von über 200 gesetzt, dann vor Gericht verloren und plötzlich auf eine Inzidenzzahl von 50 unter bestimmten Bedingungen neu veranlasst und noch den Landkreisen die Entscheidung übergeben. Keine Frage: es dürfte sich lohnen, den Klageweg gegen diese Politik einzuschlagen, die selbst nicht mehr weiß wie sie vom Schlachtfeld wegkommt, um es mal mit Hans Kuony von Stocken zu sagen.