"Bahn kann Kunden nicht auf Dauer verprellen"
Fahrgastbeirat kämpft weiter gegen die Gäubahn-Kappung

Der "Hegau" getaufte Gäubahn-Zug im Singener Bahnhof. | Foto: of/ Archiv
  • Der "Hegau" getaufte Gäubahn-Zug im Singener Bahnhof.
  • Foto: of/ Archiv
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Stuttgart/ Kreis Konstanz. Nachdem am 11. Juni in  der Pressekonferenz zur Inbetriebnahme des neuen Stuttgarter Durchgangsbahnhofs vom Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn AG, Berthold Huber, erneut auf die angeblich notwendige Kappung der Gäubahn-Anbindung am bestehenden Kopfbahnhof hingewiesen wurde, ergreift der Landesfahrgastbeirat hier nun nochmals deutlich das Wort der Gegenposition.
Es sei bereits mehrfach bewiesen worden, dass eine Kappung der Gäubahnanbindung betrieblich gesehen nicht notwendig sei, so der Landesfahrgastbeirat nun in einem aktuellen Statement.

Die geplante Kappung der Gäubahn, die im Mai 2026 vorgenommen werden solle, bedeutete für täglich etwa 8.000 Reisende einen zusätzlichen, beschwerlichen Umstieg in Stuttgart-Vaihingen. Betroffen seien Gelegenheitsreisende, aber in erster Linie Pendelnde, die eine Verlängerung ihrer Reisezeit um mindestens 20 Minuten einplanen müssten.
Bahnnutzende wissen, dass jeder Umstieg zusätzlich zu Erschwernissen führt, etwa häufig mit Anschlussverlusten verbunden ist. 
Zu befürchten sei, dass viele heute umweltfreundlich Reisende wenigstens für eine Übergangsphase von rund 10 Jahren auf das Auto umsteigen würden. Diese Zeit werde im optimalen Projektverlauf mindestens nötig sein, um die Alternative zur Gäubahn-Anbindung, den sogenannten Pfaffensteigtunnel, zu planen und zu realisieren. Es stelle sich außerdem die Frage, ob diese Reisenden jemals wieder zum Bahnverkehr zurückkehren.
Deshalb kritisiert der landesweite Fahrgastbeirat Baden-Württemberg die beabsichtigte Kappung der Gäubahn aufs Schärfste und moniert, dass Fahrgastbelange bei diesem Vorhaben offenbar keine Rolle spielen. „Die Gäubahn muss bis zur Inbetriebnahme des
Pfaffensteigtunnels an den Kopfbahnhof angebunden bleiben. Dafür muss von der 85 Hektar großen Fläche des Bebauungsplans zur Überbauung des Gleisvorfelds nur ein Bruchteil – etwa zehn Hektar – dem Schienenverkehr erhalten bleiben. Infrastruktur ist
wertvoll und teuer und zeitaufwändig zu errichten. Man gibt sie nicht ohne Not auf", der Verband.
Es handele sich schließlich um die international bedeutsame Verbindung Stuttgart – Zürich – Mailand, die Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN) ist. Das Jahrhundertprojekt Stuttgart 21 dürfe in seiner Fertigstellungsphase nicht mit dem Makel behaftet werden, auf einer wichtigen Bahnstrecke das Angebot erheblich zu verschlechtern.
Das Gegenteil – unter anderem mehr umsteigefreie Direktverbindungen – hatte man seit Vorstellung von Stuttgart 21 vor 30 Jahren stets versprochen, erinnert der Verband.
„Man kann Fahrgäste nicht derart verprellen und gleichzeitig für eine Verkehrswende plädieren. Da machen sich die Bahn und die politischen Entscheidungsträger unglaubwürdig,“ so Uwe Iwens, Vorsitzender des Fahrgastbeirats des Landes BadenWürttemberg.
"Wir erwarten von unserem Verkehrsminister Winfried Hermann, dass er weiterhin Verkehr bestellt, das heißt über 2026 hinaus, solange, bis eine alternative Anbindung gewährleistet ist, auf der Gäubahnstrecke bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof, um damit eine Kappung zu verhindern."

Quelle: Fahrgastverband Baden-Württemberg, Geschäftstelle Stuttgart

Autor:

Presseinfo aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.