BUND Singen legt Einspruch gegen Tiefenreute ein
Exponentiell fortschreitendem Flächenversiegelung entgegentreten

Der Plan für das Baugebiet Tiefenreute. | Foto: Stadt Singen
  • Der Plan für das Baugebiet Tiefenreute.
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Singen. Die Stadt Singen hat Ende letzten Jahres die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme des "gigantischen Wohn- und Industriegebiets Tiefenreute"  und die damit verbundene Versiegelung von knapp 400.000 Quadratmeter Acker- Grünland und Wald/Gehölzflächen beschlossen. Der BUND Singen spricht sich nun in einer Stellungnahme gegen dieses Vorhaben aus.

Folgende Einsprüche werden über eine Medienmitteilung geltend gemacht: "Der dramatische, weltweite Schwund der Artenvielfalt ist Fakt und schreitet fort. Einer der entscheidenden Gründe dafür ist die Zerstörung der Lebensräume von Flora und Fauna durch den Menschen. Die Singener Ortsgruppe des BUND sucht dem entgegenzuwirken, indem unter anderem schon über 100 Nistkästen aufgehängt wurden, Wildbienennisthilfen wurden aufgestellt, Flächen im Stadtbereich mit heimischer Flora bepflanzt, Blühwiesen angelegt, eine Streuobstwiese bewirtschaftet, mit Pflanzenständen, Flyern und Vorträgen Aufklärungs- und Informationsarbeit geleistet. Das hat aber alles überhaupt keinen Sinn, wenn an anderer Stelle tausende Quadratmeter Lebensraum für Industrie, Wohnen und beispielsweise ein neues Krankenhaus versiegelt werden.

Es dürfte mittlerweile auch kein Geheimnis mehr sein, dass der fortschreitende Klimawandel und die gefährliche Anreicherung von Kohlendioxid in unserer Atmosphäre - sprich somit auch der Atemluft – eine der größten Herausforderungen zukünftigen Lebens auf unserem Planeten darstellt. Die Bau- und Gebäudeindustrie ist nach unseren Informationen für 38 Prozent des weltweiten CO₂-Ausstoßes verantwortlich

Der Zerstörung der Atmosphäre für zukünftige Generationen kann entgegengewirkt werden durch Erhalt der Sauerstoff produzierenden Fauna, den Wäldern, Grünland, Aufforstung, Entsiegelung – Tiefenreute bewirkt genau das Gegenteil. Eine CO₂-Speicherung im Boden kann bei versiegelten Flächen nicht mehr stattfinden. Die von der Stadt doch eigentlich laut offiziellen Verlautbarungen angestrebte Klimaneutralität rückt damit in unerreichbare Ferne. Ebenso wenig können aus unserer Sicht die Flächensparziele der Landes- und Bundesregierung erreicht werden.
In dem Zusammenhang erwähnenswert: Die Stadtverwaltung Singen hat kürzlich die Bäume im Stadtbereich gelistet: die Gehölze der Tiefenreute gehören in diesen Bestand!

Der Krieg in der Ukraine hat uns vor Augen geführt, dass der Erhalt der Selbstversorgung im Bereich der Nahrungsmittelproduktion für die Freiheit und Unabhängigkeit einer Gesellschaft fundamental ist. Fruchtbares Ackerland oder wichtiges Grünland darf auf keinen Fall weiterhin kurzfristigen kalkulierten Bauprojekten zum Opfer fallen. Wir brauchen keine weitere Plastikfabrik oder neuen Baustoffmarkt, sondern fruchtbare Böden!

Für die Ausweisung neuen Baulands müssen laut Gesetz Ausgleichsflächen ausgewiesen werden. Nimmt man den Flächenbedarf für ein neues Krankenhaus auf der Gemarkung Singen hinzu, sprechen wir von 450.000m² Versiegelungsfläche! Woher sollen die „Ausgleichsflächen“ genommen werden? Die Gemarkungsgröße kann ja nicht einfach ausgedehnt oder erweitert werden!

Der BUND fordert eine bedarfsorientierte Ausweisung (= Ausweisung nur, wenn ein konkreter, vernünftiger Investor da ist) statt einer angebotsorientierten Ausweisung auf Verdacht und Vorrat. Und eine Unterstützung der Inhaber-geführten Läden der City statt weiterer Ketten-Märkte im Gewerbegebiet, die noch dazu ihren Sitz woanders haben, also nur ein Teil der Gewerbesteuer in Singen ankommt.

Es gibt nach unseren Informationen in Tübingen schon Ansätze für einen verantwortungsvolleren Umgang mit der kostbaren Ressource Land. Aber jede Versiegelung raubt Lebensraum und führt unwiederbringlich zu Verlusten der Artenvielfalt.

Dr. Candida ten Brink,  für den BUND Singen

Autor:

Redaktion aus Singen

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