Klare Ansagen beim Nachbarschaftswein
Einig in die Zeitenwende gehen

Das ritual ist bestens eingeübt für den Auftakt des Singener Nachbarschaftsweins. Landrat Zeno Danner und OB Bernd Häuser konnten zum vierten Mal gemeinsam die Kerze anzünden. Diesmal im Gasthaus Sternen in Bohlingen aus Anlass des dortigen Ortsjubiläums. | Foto: Fiedler
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  • Das ritual ist bestens eingeübt für den Auftakt des Singener Nachbarschaftsweins. Landrat Zeno Danner und OB Bernd Häuser konnten zum vierten Mal gemeinsam die Kerze anzünden. Diesmal im Gasthaus Sternen in Bohlingen aus Anlass des dortigen Ortsjubiläums.
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Singen-Bohlingen. Die Bürgermeister der Nachbarstädte und Gemeinden Singen aus dem Hegau - mit Ausnahme der Vertreter Radolfzells - trafen sich am Donnerstag zum traditionellen Nachbarschaftswein, der in diesem Jahr zur besonderen Demonstration des Zusammenhalts in doch sehr herausfordernden Zeiten wurde.

Und die Frage, wie lange es denn nun diesen Nachbarschaftswein überhaupt gibt, konnte nun endlich definitiv beantwortet werden durch Berthold Restle, dem ehemaligen großen "Chef" des Landratsamts. Der damalige Landrat Seiterich hatte mit dem damaligenOB Theopont Dietz dieses Treffen in der Weihnachtszeit angeregt, das 1966 Premiere feierte und die starke Rolle Singens für den Landkreis herausheben sollte, wie schon damals deutlich gemacht wurde. Es findet seitdem jährlich statt und musste nicht mal in Coronazeiten ausfallen, wenngleich da Landrat Zeno Danner und der aktuelle Singener OB Bernd Häusler die historische Kerze nur zu zweit anzünden konnten.

Die Parameter der Herausforderungen für die nächste Zeit, die auch eine Zeitenwende ist, waren in den Reden von OB Bernd Häusler, Landrat Zeno Danner und dem Steißlinger Bürgermeister Benjamin Mors als Vorsitzender des Gemeindetags zwischen den Gängen des herbstlichen Menüs von Peter Bogdanovic im Bohlinger Sternen klar gesetzt: das neue Klinikum mit all seinen finanziellen Herausforderungen, das bei der Finanzierung auch längst noch nicht in trockenen Tüchern ist, der Bau des neuen Berufsschulzentrums in Konstanz, das immer teurer wurde, die Flüchtlingsfrage, die Antworten benötigt, wie da noch Integration gelingen kann, die Personalnot in den Verwaltungen und bei der Kinderbetreuung, der immer mehr Bürokratie entgegensteht und auch die verschärfte Finanzlage der Kommunen, die fast durchweg rote Zahlen im kommenden Jahr schreiben müssen. Gerade in diesen Zeiten werde die nachbarschaftliche Verbundenheit besonders wichtig, um am Seil auch in die gleiche Richtung zu ziehen, wurde in den Reden zwischen den Gängen in der traditionellen Abfolge betont.
Insgesamt sieht Häusler die Kommunen bei der aktuellen Lage gehörig unter Druck. Alleine schon bei der Kinderbetreuung stiegen der Ausgaben, die die Stadt zu schultern hätte, exorbitant an: 2022 hätten die administrativen Kosten schon bei 10,9 Millionen Euro gelegen, für 2024 müsse man hier mit 15,3 Millionen Euro rechnen, und da seien die nötigen Investitionen für die derzeit fehlenden 300 Kindergartenplätzen in der Stadt noch nicht einmal enthalten. Durch Mehrkosten, weniger Einnahmen und das System der Umlagen aufgrund früherer Jahresergebnisse würden der Stadt dieses Jahr über 30 Millionen Euro für die Finanzplanung fehlen, weshalb wichtige Projekt wie ein neues Feuerwehrdepot oder die seit Jahrzehnten in der Liste stehende dreiteilige Sporthalle weiter waren müssten. Auf die Finanzen ging auch Benjamin Mors als Vertreter des Gemeindetags ein: nach aktuellen Meldungen würden die Kommunen im laufenden Betrieb für das kommende Jahr 60 Millionen Euro Minus machen. Dass so was komme, habe sich abgezeichnet, von der Politik sei nichts unternommen worden, um die Gemeinden zu entlasten.

Frechheiten von der Ärztevereinigung

Auch Luft musste der Singener OB da bei seiner Rede ablassen. Denn was ein geplanten Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) angeht, das Singen mit Gottmadingen und Gailingen im Konvoi zur Sicherung der ärztlichen Versorgung betreiben will, so lege den Kommunen nun ausgerechnet die kassenärztliche Vereinigung mit aus der Sicht der drei Kommunen überzogenen Bürgschaftsforderungen Steine in den Weg. Häusler: "So was ist eine bodenlose Frechheit".

Landrat Zeno Danner bezeichnete die vor der Haushaltsentscheidung gesenkte Kreisumlage als gute Hausnummer. Man müsse da nur mal in die Landkreise im Land schauen, wo diese derzeit in schwindelnde Höhen ansteige, wie er bei den Tagungen des Landkreistages erfahren hatte. Dort gibt es inzwischen auch deutliche Forderungen, in Bezug auf die Flüchtlinge zu anderen Formen der Bewältigung zu kommen. Die jetzige Lage zur Beschäftigung von Flüchtlingen stamme aus einer Zeit, da Deutschland von einer hohen Arbeitslosigkeit betroffen gewesen sei und wurde nie geändert. Heute würde er angesprochen, dass Leute fehlten, die anpacken können sollten. Dafür müsste man ja nicht mal die Sprache sprechen, meinte Danner dazu.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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