Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden von Singen Aktiv Dr. Gerd Springe
»Eine grenznahe und lohnenswerte Region«

Dr. Gerd Springe | Foto: Der Vorstandsvorsitzende von Singen Aktiv, Dr. Gerd Springe. swb-Bild: gü
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Frage: Welche Vorteile hat die Region gegenüber anderen Standorten?

Dr. Springe: Singen ist Teil der internationalen Bodenseeregion mit insgesamt rund 4 Millionen Einwohnern und einem prognostizierten Wachstum bis 2030 um 11%, 2,2 Millionen Erwerbstätigen und 120.000 Studierenden an 30 Hochschulen.

Frage: Besondere Vorteile in Singen sind die geographische Lage und die Verkehrsinfrastruktur. Wie wirken sich diese beiden Faktoren aus?

Dr. Springe: Die Grenznähe zur Schweiz hat schon vor über hundert Jahren dazu geführt, dass sich internationale Unternehmen in Singen mit großen Betrieben angesiedelt haben, wodurch sich Singen bis heute zu einem prosperierenden Industriestandort weiterentwickelt hat. Gleichzeitig war und ist dies die Basis für das dynamische Wachstum unserer Stadt und insbesondere auch unserer näheren Region. Daraus hat sich auch der Handelsstandort Singen entwickelt, der sich in der Region als das Einkaufszentrum im Hegau etabliert hat. Ebenso hat sich ein starker Handwerkerstandort herausgebildet. Diese Impulse waren Grundlage für die Entstehung des Bildungs- und Gesundheitsstandortes sowie Nährboden für die Entwicklung eines starken Mittelstandes und einer Vielzahl von Dienstleistern. Und nicht zu vergessen das Entstehen eines internationalen Logistikknotenpunktes.

Frage: Und wie sieht es mit der Verkehrsinfrastruktur aus?

Dr. Springe: Wir sind rundherum gut erreichbar und vernetzt mit Schiene und Straße. Natürlich gehören dazu auch die internationalen Flughäfen Zürich, Stuttgart und Friedrichshafen. Frage: Sind weitere Vorteile dazu gekommen? Dr. Springe: Ja, ganz bedeutende aus der gesellschaftlichen Entwicklung. Im Gegensatz zu früher haben gesunder Lebensraum, faszinierende Landschaft und kulturelle Angebote einen viel höheren Stellenwert gewonnen. Wir haben hier im Hegau und am Bodensee eine erstklassige lebenswerte Region. Wichtig für die Fachkräfte von heute und in der Zukunft, aber auch für den Tourismus.

Frage: Sie sprachen eben den Bildungsstandort an. Vorbildhaft sind die Bildungspartnerschaften von Unternehmen und Schulen. Gibt es noch Optimierungsbedarf?

Dr. Springe: Grundsätzlich gilt für die Verzahnung von Wirtschaft und Schule, die noch stärkere praxisnahe Vernetzung zu fördern. Zur Zeit engagieren sich knapp 50 Unternehmen, das ist eine gute Zahl. Wenn man sich das breite Spektrum ansieht, könnte man zum Ziel setzen, diese Anzahl zu verdoppeln. Hier sind die Unternehmen gefragt. Für die jungen Menschen sind an erster Stelle natürlich die Eltern in der Verantwortung ihre Kinder in den Beruf zu begleiten. Aber auch die Schulen und Betriebe, die gegenseitig offen für weitere Kooperationen sein sollen. Ein Beispiel hierfür ist der Tag des offenen Handwerks von der Singener Handerkerrunde und Singen aktiv, der den Schülerinnen und Schülern einen interessanten und direkten Einblick in die Handwerksberufe gibt. Hier würden wir uns wünschen, dass neben den Lehrern möglichst viele Eltern gemeinsam mit ihren Kindern das breite Angebot nutzen.

Frage: Wie weit ist das Bestreben, in Singen eine Hochschule zu installieren?

Dr. Springe: Die Hochschullandschaft in der Bodenseeregion zeichnet sich sowohl durch hohe Dichte als auch durch qualitativ hervorstechendes wie auch breites Spektrum aus. Unter dem Dach der Internationalen Bodenseehochschule sind 30 Hochschulen in Deutschland, Österreich, in der Schweiz und Lichtenstein zusammengeschlossen. Die zuletzt gegründeten Hochschulen der weiteren Region setzten auf sehr leistungsfähigem lokalen Sponsoring (Zeppelin Universität, Friedrichshafen) oder auf einem sehr ausgeprägten industriellen Cluster (Medizintechnik, Tuttlingen) gepaart mit lokalem Sponsoring auf. Die Region Singen-Hegau verfügt über eine sehr dynamische und thematisch breit gefächerte Wirtschaftsstruktur, was einerseits durch Risikostreuung eine Stärke ist. Andererseits lassen sich dadurch in der engeren Region keine so bedeutenden Cluster und gleichzeitig auch große, auf Dauerfinanzierung ausgerichtete Sponsoren identifizieren, die eine auf der Wirtschaftsstruktur aufsetzende Hochschulneugründung ermöglichen könnten. Eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit den bestehenden Hochschulen der Region kommt sehr wohl in Betracht. Das kann bei Erfolg auch zum Beispiel zu der Einrichtung eines entsprechenden „Aninstitutes“ auf der Singener Gemarkung führen.

Frage: Gibt es dazu konkrete Überlegungen?

Dr. Springe: Dafür laufen Analysen des längerfristigen Forschungs- und Entwicklungsbedarfs der einheimischen Industrie. Dieser Bedarf soll dann gespiegelt werden insbesondere an den Möglichkeiten und der Strategie der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz.

Frage: Wie sieht es mit der Konkurrenzsituation zur Schweiz aus. Wünschen Sie sich hier vielleicht sogar eine politische Regelung, dass junge Menschen nicht den finanziellen Anreizen der Eidgenossen erliegen?

Dr. Springe: Die freie Marktwirtschaft, die ja auf Wettbewerb beruht, hat große Erfolge gebracht. Einerseits bedeutet dies für den Standort Singen hohe Kaufkraft und einen Beitrag zur niedrigen Arbeitslosigkeit, andererseits einen Wettbewerb um Fachkräfte. Politische Restriktionen wären nicht die richtige Antwort. Es gilt den Mitarbeitern gegenüber eine nüchterne Gegenüberstellung der Vor- und durchaus auch Nachteile aufzuzeigen. In erster Linie aber ein interessantes Arbeitsfeld und Entwicklungsperspektiven zu bieten.

Frage: Wie stellt gerade Singen seine Vorteile heraus?

Dr. Springe: Wir positionieren Singen auf der Basis unserer Stärken als „Chancenstandort – wirtschaften, wohlfühlen, wachsen“.

Dieser Text ist aus dem Wochenblatt-Magazin Warum die Besten zu uns gehören, welches Sie unter dem Link www.wochenblatt.net/jobbuch2018 finden.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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