Premiere von "Falsche Schlange" in der Färbe
Ein tiefer Einblick in die fragile menschliche Psyche

Feierten eine erfolgreiche Premiere von Alan Ayckbourns "Falsche Schlange" in der Färbe (von links): Alexandra Born, Regisseurin Cornelia Hentschel, Dina Roos und Bianca Waechter. | Foto: Amrit Raj
  • Feierten eine erfolgreiche Premiere von Alan Ayckbourns "Falsche Schlange" in der Färbe (von links): Alexandra Born, Regisseurin Cornelia Hentschel, Dina Roos und Bianca Waechter.
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Singen. Psychothriller zählen dramaturgisch zweifellos zu einer der schwersten Darbietungsformen im Theater. Nach dem großen Erfolg von „Pension Schöller“ wagte sich das Theater „Die Färbe“ nun an „Falsche Schlange“ des britischen Dramatikers Sir Alan Ayckbourn und macht dabei einem der bedeutendsten Regisseure der Filmgeschichte alle Ehre.

Annabel Chester (Bianca Waechter) ist mehr als überrascht, als sie nach zehn Jahren in ihr Zuhause nach England zurückkehrt. So steht die Krankenschwester Alice Moody (Dina Roos) in deren Garten und droht damit, der Polizei den Mord an ihrem Vater durch ihre jüngere Schwester Miriam (Alexandra Born) zu verraten. Um dem zu entgehen, verlangt Moody 100.000 Pfund Schweigegeld. Das Problem jedoch: Miriam hat kein Geld und Annabel möchte das auf sie übertragene Erbe samt nicht abgeben.

Rabenschwarzer, britischer Humor

Wer bei dieser Prämisse denkt, dass es sich um einen simplen Theater-Thriller ohne große Charakterentwicklungen handelt, liegt falsch. Durch die brilliante Vorlage von Ayckbourn, der 1997 von Queen Elisabeth II. zum Ritter geschlagen wurde, ergibt sich hier ein Psychothriller, welcher dem Färbe-Publikum noch lange in Erinnerung bleiben wird. Regisseurin Cornelia Hentschel versteht es dabei perfekt, durch eine spannende sowie zielsichere Inszenierung, den rabenschwarzen britischen Humor dieses Stücks auf die Bühne zu bringen und dabei nie den roten Faden zu verlieren. Den Zuschauern wird in diesem Katz- und Maus-Spiel um komplexe Familiengeschichten und alte Geister aus der Vergangenheit wie Annabel keine Luft zum Atmen gegeben.

Hitchcock in Ehren gehalten

Die Ängste, welcher sich die beiden Schwestern ausgesetzt sehen, das durch die kurze Klaviermusik ausgedrückte Unbehagen sowie die stete Unsicherheit sind wichtige Elemente, um die im Laufe des Stückes immer bedrohlicher wirkende Atmosphäre aufrechtzuerhalten. Diese Bedrohlichkeit und der tiefe Einblick in eine fragile menschliche Psyche erinnert im einfach gehaltenen Bühnenbild an die Filmklassiker „Cocktail für eine Leiche“ und „Psycho“ von Regielegende Alfred Hitchcock. Hierzu trägt das herausragende wie leidenschaftliche Schauspiel der ausschließlich weiblichen Besetzung bei. Vor allem die großartige Chemie zwischen Alexandra Born und Bianca Waechter machen die ständig offenbarten Familiengeheimnisse der beiden umso glaubwürdiger und das Puzzle um ihren Vater schier unlösbar. Dina Roos bringt mit ihrer sehr souveränen Art und Weise des Spiels den Zynismus, die Boshaftigkeit sowie Ernsthaftigkeit von Alice Moody perfekt auf die Bretter der Färbe-Bühne.
All diese Komponenten lassen wirklich jeden im Raum nach dem hochintensiven letzten Drittel des Stücks schier sprachlos zurück. So endet der Psychothriller mit einer Wendung, welche für den Zuschauer schockiert und unerwartet kommt angesichts der anfänglichen Betrachtungsweise der drei Charaktere, allen voran der namensgebenden „falschen Schlange“ gegenüber. Dieses und noch viele weitere erschütternde Geheimnisse kann man bis zum 27. Mai, Mittwoch bis Samstag, im Theater „Die Färbe“ selbst erleben.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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