Abschied von Dietmar Johann

Ein Stück Inventar der jüngeren Stadtgeschichte ist gegangen

Singen. Abschied nehmen heißt es im politischen Singen von Altstadtrat Dietmar Johann, der auch über 30 Jahre der Vorsitzende des AWO Kreisverbands gewesen ist. Es war in den letzten Jahren aufgrund einer Erkrankung schon ruhiger um in geworden. Bereits am 19. August war er im Alter von 81 Jahren verstorben und wurde auch bereits im engsten Familienkreis in Singen auf dem Waldfriedhof beigesetzt, wie die Familie nun bekannt gab.

Der gebürtige Rheinland-Pfälzer war während seiner gesamten langen Ratsmitgliedschaft ein außerordentlich engagierter Stadtrat für die SPD-Fraktion, schreibt die Stadt Singen in ihrem ehrenden Nachruf auf einen großen Lokalpolitiker, der durch seinen langjährigen Einsatz über viele Jahre zum bedeutenden Inventar der Stadt gehörte.

Von 1986 bis ins Jahr 2002 war er Vorsitzender der SPD Fraktion gewesen. Johann gelang es, wortgewaltig und überzeugend die Positionen seiner Sozialdemokratie auf die kommunalpolitische Agenda zu bringen. Er konnte zugleich sehr vermittelnd auftreten, indem er oft die verschiedenen Positionen im Rat zu vereinen suchte oder die Möglichkeiten eines Kompromisses auslotete. Er war ein Stadtrat, dem Ratskollegen aller Fraktionen wie Verwaltungsmitarbeiter besonders aufmerksam zuhörten.

Schon sehr früh erkannte Johann die Notwendigkeit der Reform der kommunalen Verwaltung, so Singens OB Bernd Häusler weiter in seinem Nachruf. "Die Modernisierung der Verwaltungsstrukturen sowie die Abkehr von der kameralen zur in der Privatwirtschaft gängigen doppischen Haushaltsführung schrieb er sich thematisch auf seine Fahne. Darin sah er eine notwendige Ertüchtigung der kommunalen Selbstverwaltung, die er zunehmend gefährdet sah. Keine Haushaltrede, in der er nicht die Stadtverwaltung aufforderte, auf diesem Weg mutig fortzuschreiten, neue Wege zu begehen. Dies tat er nie anklagend, sondern auch sich und den gesamten Rat mit in die Verantwortung einbeziehend."
Im Oktober 2008 erhielt Dietmar Johann für seine 40-jährige Tätigkeit als Gemeinderat der Stadt Singen die Verdienstmedaille in Gold mit Lorbeerkranz des Städtetages Baden-Württemberg.
Nach über 43 Jahren Engagement verabschiedete sich Dietmar Johann im Jahr 2011 aus dem Ratsgremium. Im selben Jahr verlieh ihm der Gemeinderat in Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste den Ehrenring der Stadt Singen. "Wir verlieren mit Dietmar Johann einen außergewöhnlichen Menschen und Freund. Ich ganz persönlich auch einen langjährigen Mentor und Förderer", schreibt die aktuelle Fraktionsvorsitzende der SPD Regina Brütsch, die seit einem Jahr auch Geschäftsführerin des AWO Kreisverbands ist, in ihrer Botschaft zum Abschied.
Dietmar Johann setzte sich auch viele Jahre für die SPD im Kreistag für das Wohl des Landkreis Konstanz ein. Seinen Sachverstand und sein politisches Gespür brachte er auch lange im Kreisvorstand der SPD mit ein, schreiben die Partei und die Kreistagsfraktion in ihrem Nachruf.
Dietmar Johann war zudem für den AWO-Kreisverband, der im letzten Jahr Jubiläum feiern konnte, zunächst als stellvertretender Vorsitzender und von 1990 bis 2021 als Vorsitzender im Ehrenamt tätig gewesen. "Er hat die AWO zu einem großen sozialen Träger im Landkreis Konstanz gemacht", schreiben sein Nachfolger aus Kreisvorsitzender,  Lars Kiefer, und die neue Geschäftsführerin  Regina Brütsch in ihrer Würdigung. Dietmar Johann wurde für diesen Einsatz bereits 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz und zu seiner Verabschiedung in 2021 mit der Ehrenmedaille des AWO Bezirksverbands Baden ausgezeichnet.