„Romulus“ vom Theater „tACTlos“ inszeniert
Ein Krieg ohne Sieger
Singen (of). Dürrenmatts „Romulus der Große“ hat sich die Theatergruppe „tACTlos“ des Singener Friedrich-Wöhler-Gymnasium in diesem Jahr für ihre Inszenierung vorgenommen. Seit den Fastnachtsferien war die Gruppe unter der Regie von Nicola Fritsch an den Proben und hat dabei die Dramaturgie auf sehr souveräne Weise selbst übernommen. Das fing schon beim Bühnenbild an, das mittels Strohballen die Kulisse für die Story vom Untergang des römischen Reichs um den „letzten Kaiser“ Romulus, der der Verteidigung seines Reichs gegen die heranziehenden Germanen Odoaker und Theoderich , die Pflege seines Hühnerhofs vorzieht. Was vielleicht wirkt wie die vollkommene Dekadenz des weströmischen Reichs, entpuppt sich später als eine Verachtung der blutigen Vergangenheit des römischen Reichs durch seinen Herrscher, den in dieser Form Dürrenmatt im Jahr 1949, als er noch unter dem Eindruck des „Tausendjährigen Reichs“ dieses Drama entwarf, freilich erfunden hat. Der Untergang ließe sich ohnehin nicht aufhalten. Eine Armee, die die Germanen aufhalten könnte gibt es nicht mehr, die Armada steht auf der See nicht mehr zur Verfügung, schon sind die Antiquitätenhändler da, an die die Büsten der Vorgänger Romulus‘ verschachert werden, denn Hühnerfutter kostet auch Geld und das Federvieh trägt ja auch die Namen der einstigen Kaiser. Die letzte Chance wird vergeben: die präsentiert „Cäsar Trumpf“, der mit seiner blonden Locke dem aktuellen US-Cäsar nicht nur zufällig ähnlich sieht: der will als Hosenfabrikant 10 Millionen Sesterzen locker machen wenn Rom künftig die Hose zum offiziellen Kleidungsstück macht, und obendrein will der die Tochter des Kaisers zur Frau. Doch das will Romulus nicht, weil die Tochter schließlich ihrem Verlobten nachtrauert, der in Germanien in die Gefangenschaft geriet. Es lässt sich nichts aufhalten. Nicht einmal dadurch, dass der Verlobte auftaucht, geschändet von den Germanen. Auch der versuchte Meuchelmord misslingt. Odoaker und Theoderich kommen in die Stadt. Und Odoaker trägt dann übrigens Hosen – und teilt mit Romulus die Leidenschaft der Hühnerzucht, vielleicht schon im Wissen, dass sein Neffe Theoderich einst sein Schicksal besiegeln wird. Die Familie des Kaisers mit Frau und Tochter und dem Gefolge hatte auf einem Floß die Flucht ergriffen in Richtung Sizilien, um den wüsten Germanen zu entgehen. Ein weiterer Wink in unserer Gegenwart der Flüchtlinge. Der Applaus eines begeisterten Publikums machte deutlich, dass hier ein Generationswechsel in der Gruppe gut gelungen ist. Denn jedes Jahr wird das engagierte Team durchs Abitur dezimiert und muss sich sozusagen neu erfinden.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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