"Junges Podium" mit Aaron Löchle
Ein Hauch von Shakespeare in der Jugendmusikschule
Singen. Sie gilt als einer der bekanntesten und tragischsten Liebesgeschichten überhaupt. Nun fand die Ballettkomposition von "Romeo und Julia" von Sergej Prokofjew im Rahmen des "Jungen Podiums" den Weg auf die Bühne der Jugendmusikschule Singen.
Vertont wurde dieses im Original zweieinhalbstündig dauernde Werk vom Pianisten Aaron Löchle, der von 2006 bis 2011 sowie von 2014 bis 2015 an der Jugendmusikschule lernte und mittlerweile in Freiburg Klavierunterricht gibt. Hierbei habe er eine zeitlich kürzere Fassung erarbeitet, um "die komplette Geschichte zu erzählen und trotzdem dabei das Wesentliche herauszuholen". Zwischen den einzelnen Szenen-Nummern, welche nicht dem Original entsprachen, und dem Klavierspiel selbst wurden die Handlung sowie die musikalischen Motive von Löchle anmoderiert.
Schon bei der ersten Szene, in der die Straßen Veronas erwachen und ein erster Streit ausbricht, merkte man die Dynamik und Kraft des Stückes, welches genauso von Löchle gespielt wurde. Bei der darauffolgenden Sequenz mit dem großen Ball sowie dem ersten Zusammentreffen von Romeo und Julia, in der ein Großteil der Hauptfiguren musikalisch vorgestellt wurden, konnte man sich, wenn man für wenige Sekunden die Augen schloss, wie vor Ort in Italien oder im Theater fühlen. Dabei wurden die Charaktere ihrem Gemüt oder ihrer Eigenschaft entsprechend vertont.
Kurz vor der Pause folgte mit der Balkonszene die wohl berühmteste Sequenz des ganzen Werkes. Hier überließ Löchle die Fantasie und Vorstellungskraft ganz dem Publikum. "Vielleicht waren einige von Ihnen schonmal dort", so Löchle schmunzelnd gegenüber dem Publikum im bestens besetzten Walburgissaal.
Nach der Pause ging es weiter mit einer der wildesten Passagen aus Shakespeares Klassiker, dem Volkstanz auf der Straße sowie den Toden von Mercutio und Tybalt. Die drückende und schwere Komposition, kombiniert mit leichten, Romeo darstellenden Passagen, verdeutlichte den Zorn der beiden verfeindeten Familien Capulet und Montague sehr eindrucksvoll.
Dramatisch wurde es in den Szenen, in der Julia Pater Lorenzo aufsucht und von diesem den Schlaftrunk erhält sowie den Toden des berühmten Liebespaares. Die dumpfen Schläge im Bass verbildlichten das Ableben der beiden auf besondere Art und Weise, die Trauer war hier förmlich zu spüren.
"Ich hatte beim Erarbeiten des Stückes zunächst nichts von der Versöhnung der beiden Gräfe gewusst", erzählt Löchle nach seinem Auftritt. Erst mit der Zeit habe er bemerkt, dass dies für ihn einen direkten Zeitbezug darstelle und ein "Aufruf zur Versöhnung" sei und welche Opfer diese mit sich bringen können.
Ganz zu Ende war sein Spiel jedoch noch nicht, so bot er mit "Black Earth" des türkischen Pianisten und Komponisten Fazıl Say eine Zugabe, welche an ein Gedicht über Kriegsleiden und dem Zurückgelassenen angelehnt ist. Allein durch das Auflegen des Handballens auf die Klaviersaiten erzeugte er Töne, welche auch einige Jazzelemente beinhaltete und für Löchle "Hoffungslosigkeit und Lebenswillen zugleich" darstellt. Ein Stück, welches sich wunderbar an das vorherige Programm anschloss und eine beeindruckende Musikmatinée zu einem wundervollen Ende führte.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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