Gedenken an die "Aktion Gitter" zum Volkstrauertag in Singen
Ein Frieden der das Engagement aller erfordert
Singen (of). Rund 100 Personen waren in Singen am Volkstrauertag zusammengekommen, um der Opfer von zwei Weltkriegen und vieler anderer kriegerischer Auseinandersetzungen, von Verfolgung und Diskriminierung zu gedenken.
Die drei Rednerinnen, Miriam Neubert, Elena Albiker und Linda Spitznagel alles Schülerinnen des Friedrich Wöhler-Gymnasiums hatten zusammengezählt. Seit dem Ende des 2. Weltkriegs habe es 190 kriegerische Auseinandersetzungen gegeben, auf der ganzen Welt, also sei der Krieg eigentlich weiter gegangen. Deutschland habe Glück gehabt, denn eigentlich sei die Situation befriedet, doch die Ereignisse von Halle erst vor wenigen Wochen zeigten, wie sich ein Land wieder zunehmen radikalisiere. „Wir stellen uns die Frage, wie die „glücklichsten Menschen der Welt“, die Finnen, jetzt gerade eine rechtsradikale Partei wählen. Und wenn man auf die jüngsten Wahlen in Thüringen und Sachsen schauen, sehe man, dass es hierzulande wieder einen deutlichen Rechtsruck gebe. Hinter diesen Stimmen stünden Menschen, es gelte zu versuchen sie zu verstehen, ihre Ängste zu erkennen. Viele Fragen stellten die Jugendlichen an die Vergangenheit, die Gegenwart und auch an die Zukunft. Sie hätten alle einen gemeinsamen Kern: Hass. Es werde nach Belieben diffamiert, alles andere werde als vermeintlich feindliche Macht eingeordnet. „Hassen ist einfach, den hassen kann man unpräzise.“ Aus Distanz zu gehen, sei nicht die Lösung. Aber in der Geschichte brauche man sie, um einen Gesamtzusammenhang zu erkennen. Heute solle man sich zu Freiheit, Toleranz und Frieden bekennen. Und da könne man nicht auf andere Zeigen. Mutig sein heiße für andere zustehen. „Wir selbst müssen die Welt ändern“, so die drei am Rednerpult der Aussegnungshalle.
Singens OB Bernd Häusler erinnerte in seiner Begrüßung an den Ausbruch des 2. Weltkrieg vor 80 Jahren. 60 Millionen Leben habe dieses sechsjährige Gemetzel gefordert, das seien auch 60 Millionen einzelne Schicksale. Syrien, Jemen, Hongkong und die Ostukraine, aber auch Halle und Christchurch zeigten, dass die Grundübel, die Kriegen zugrunde liegen, auch heute noch nicht von dieser Erde verschwunden seien: Großmachtstreben, Überhöhung der eigenen Rasse, Nation oder des eigenen Glauben und Hass auf Andersdenkende und Andersgläubige. Gedenktage wie dieser dürften deshalb nicht aus Ritualen bestehen. Sie müssten das Wissen über den Krieg und dessen Folgen auch weiter transportieren.
Beim Anschliesenden Rundgang im Begleitung der Reservistenkameradschaft wurden Kränze für die im Krieg gefallenen Soldaten, die Opfer der Naziherrschaft und für die Zwangsarbeiter niedergelgt. Der Verband VVN gedachte besonders der "Aktion Gitter" nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944, im Rahmen derer auch zahlreiche Widerständler aus Singen, unter ihnen Max Porzig, verhaftet und ins KZ im Elsaß kamen. Sein Sohn hatte die kleine Gedenkstätte, bei der auch die Namen der anderen Opfer sichtbar gemacht werden, vor einigen Jahren erstellen lassen. Er war bei der Feier mit dabei.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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